Seite:OAStuttgartAmt 056.png

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11.968 fl. 5 kr. angenommen worden. Auf dieser Fläche wird der Weinbau in Degerloch, Feuerbach, Bothnang, Gaisburg, Heumaden, und in einem kleinern Umfange in Ruith, Vaihingen, Kemnath, Scharnhausen, Möhringen, Bonlanden und Plattenhardt betrieben. Die Weinberge liegen fast durchaus an den bald mehr, bald weniger steilen Bergabhängen, und liefern bei sorgfältiger Kultur und einer zweckmäßigen Behandlung der Weinlese ein Produkt, welches sich eines gesicherten Absatzes erfreut. Degerloch producirt einen dunkelrothen Wein, der sich besonders auf das Lager eignet, und erzielt deswegen auch immer die höchsten Weinpreise im Bezirk. Die Weine in den übrigen Weinorten haben gewöhnlich die sogenannte Schillerfarbe, sind im ersten Jahre lieblich zu trinken; eignen sich aber weniger auf das Lager. Unter denselben zeichnet sich besonders in heißen Jahrgängen das Weinerträgniß von Heumaden aus. Die Hauptrebsorten sind: Silvaner, Elbinge, Gutedel, Drollinger (Welsche), besonders stark in Degerloch. Neuerer Zeit wurden mitunter auch Versuche mit dem Anbau des Klevners gemacht. Die Erneuerung der Weinberge geschieht nach 15, 20–30 Jahren, je nachdem die neue Bestockung unmittelbar auf das Ausreuten folgt, oder einige Jahre eine Zwischenpflanze, wie die Luzerne eingeschoben wird. Die Bauart ist die gleiche wie die im Unterlande. Der Ertrag an Wein kann zu 2–4 Eimer per Morgen angenommen werden. Die Preise des Weins erreichen die Höhe wie die meisten mittlern Weine des Unterlandes. Die niedrigsten Preise im Bezirke hat gewöhnlich Kemnath und Scharnhausen.

e. Obstbaumzucht. Die Obstbaumzucht ist für den ganzen Oberamtsbezirk ein äußerst wichtiger Kulturgegenstand und Nahrungszweig, der bei der Nähe von Stuttgart eine bedeutende Einnahme liefert. In Folge dieser reichen Absatzquelle hat sich der Bezirk schon im vorigen Jahrhundert aus Veranlassung der Ermunterung des Herzogs Karl, der von seinem Lieblingsaufenthalt Hohenheim aus in dieser Beziehung segensreich auf die Umgegend einwirkte, in der Obstbaumzucht rühmlichst ausgezeichnet, so daß jetzt noch in den meisten Orten Obstbäume von 60–80jährigem Alter und von der Dicke eines Eichbaums aufzuweisen sind. Auch im Laufe dieses Jahrhunderts wurde der Obstbaumzucht die größte Aufmerksamkeit geschenkt, so daß jetzt mancher Ort im Bezirke mit der Spitze seiner Gebäude aus einem Obstbaumwalde hervorschaut, unter welchen namentlich Plattenhardt den ersten Rang einnimmt. Der Bezirk zeichnet sich hauptsächlich durch Reichhaltigkeit und Vorzüglichkeit seiner Most- und Tafelobstsorten aus. Zu diesem reichen Sortimente trug besonders die in Hohenheim schon längst bestehende Obstbaumschule bei, aus welcher jährlich für mehr als 2000 fl. Bäume abgesetzt werden; kleinere von den Gemeinden meist auf den verlassenen früheren Beerdigungs-Plätzen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_056.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)