Seite:OAStuttgartAmt 065.png

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Nächstes Ziel dieser Gestüte ist die Production edler, brauchbarer Reit- und Wagenpferde für den Königlichen Leibstall.

Die den Zwecken und dem Geschmacke des Besitzers nicht entsprechenden Individuen werden in Stuttgart auf Auctionen (meist im April nach dem Pferdemarkt und am 11. Oktober) verwerthet. Die Preise steigern sich bei fehlerfreien Individuen oft weit über 1000 fl. Der gewöhnliche Preis aber für ein vierjähriges fehlerfreies arabisches Pferd mag sich auf etwa 500 fl. belaufen.

In neuester Zeit wurde die Vortrefflichkeit dieser orientalischen Zucht besonders dadurch anerkannt, daß von vielen Seiten Anfragen an die Gestütsverwaltung einliefen, welche die Acquisition von Pferden für auswärtige Gestüte, namentlich für russische und ungarische bezweckten.

In Vergleichung mit den erwähnten Königl. Privatanstalten, welche die Zwecke der auf Landeskosten für die Verbesserung der Pferdezucht bestehenden Einrichtung wesentlich unterstützen, wird die Pferdezucht in dem land- und forstwirthschaftlichen Institute in Groß-Hohenheim nur in sehr kleinem Maßstabe betrieben. Man sucht sich die Arbeitspferde selbst zu züchten, die überzähligen und für den Dienst nicht passenden Fohlen werden verkauft. Durch Ankauf einiger norddeutschen Stuten wird in neuerer Zeit ein stärkerer und schönerer Pferdeschlag heranzubilden beabsichtigt.

Was nun aber die eigentliche Landespferdezucht betrifft, so ist diese im Bezirke unbedeutend. Die Zahl der Fohlen, die alljährlich im Bezirke mit Ausnahme der Königl. Gestüte geworfen werden, beträgt kaum 20.

Der Mangel an Weiden und der vortheilhafte Absatz von Futterstoffen nach der Hauptstadt macht die Pferdezucht zu einem wenig lohnenden Betriebszweig. Die wenigen in dem Bezirke sich findenden Mutterstuten deren Zahl auf kaum 30 sich belauft, werden in der Regel nicht auf die Beschälplatte nach Tübingen, welcher der Oberamtsbezirk zugetheilt ist, sondern auf das Königl. Privatgestüt in Weil zum Bedecken durch die daselbst aufgestellten Hengste gebracht. In neuester Zeit (1848) wurde auch in Großhohenheim durch Aufstellung eines Landesbeschälers Gelegenheit zum Bedecken der Stuten im Bezirk gegeben. Mit mehr Vorliebe und mehr Rührigkeit wird der Pferdehandel betrieben. Plieningen, Echterdingen, Bernhausen, Möhringen, liefern hie und da Remonten für die Reiterei. In den der Hauptstadt nahe gelegenen Orten Ruith, Kemnath, Birkach, Riedenberg, Möhringen, Plieningen wird bei dem Pferdehandel auch Rücksicht auf den Geschmack und das Bedürfniß der Stadt genommen. Zuweilen werden Fohlen aus Weil und Scharnhausen von Bauern im Bezirke auf den Auctionen angekauft und zu werthvollen Pferden herangezogen, oder es geht der pferdehaltende Bauer auf die Alb und sucht

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 065. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_065.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)