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Herzog Welf VI. († 1191), in das reiche Gut des Schwiegervaters und somit in einen Haupttheil der Calw’schen Besitzungen eintrat, weßhalb aus den Gütern und Rechten genannten Welfs in diesen Gegenden (s. z. B. bei Echterdingen) sich bestimmte Rückschlüsse auf urspünglich Calw’schen Besitz machen lassen. Jenem Welf wird ein Comitat, wozu namentlich Möhringen gehörte, zugeschrieben (s. d. Stelle im topogr. Theil unter M.), diesen Comitat hatte Welf an Pfalzgraf Hugo von Tübingen gegeben; aus letzterem Umstande erklären sich wohl viele der Besitzungen, welche wir im 13ten Jahrhundert und in der folgenden Zelt in den Händen der Tübinger Pfalzgrafen finden; diese hatten Güter und Rechte namentlich in Birkach, Echterdingen, Möhringen, Plieningen, Stetten, Vaihingen. Möglich indeß, daß einzelne dieser Besitzungen doch ursprünglich tübingisch waren; jedenfalls war dieß, unter Lehensoberherrlichkeit des Reichs, der nördliche Theil des Bezirks, z. B. die Orte Waldenbuch, Steinenbronn; diese Orte gehörten zu dem ausgedehnten Schönbuch, welchen bekanntlich die Pfalzgrafen von Tübingen vom Reiche zu Lehen trugen. Bei dem frühen Sinken dieses Pfalzgrafengeschlechts machte solches schon am Ende des 13. Jahrhunderts namhafte Veräußerungen, namentlich im Jahr 1295 von Möhringen, im Jahr 1297 von Vaihingen an den Spital von Eßlingen. Rechtsnachfolger von all diesen Herren wurden in der ganzen Herrschaft dieses Bezirkes durch allmälige Erwerbung die Grafen und Herzoge von Württemberg (s. bei den einzelnen Orten); Möhringen und Vaihingen sind allein erst in diesem Jahrhundert, im Jahr 1803 (in Folge des von Württemberg am 27. März 1702 zu Paris geschlossenen besonderen Friedensvertrags, durch den Reichsschluß vom 25. Februar 1803), von dem Eßlinger[1] Spital an Württemberg, welches im Jahr 1378 auf Ansprüche an dieselben verzichtet hatte, gekommen.

In großer Anzahl angesessen waren mehrere Vasallen und Ministerialenfamilien, welche unter den bereits genannten Grafenhäusern, – denen, was die Gegend von Echterdingen und Plieningen betrifft, die Grafen von Berg und Markgrafen von Burgau noch beizufügen sind – in Lehens- und Dienstabhängigkeit stunden; es treten, zum Theil schon sehr frühe hervor die Herren von Bernhausen (1089), Echterdingen (1200), Frauenberg (bei Feuerbach 1251), Hohenheim (um 1120), Kaltenthal (um 1125, 1270), Möhringen (um 1120), Rohr, Ruith (um 1140), Plieningen (1142) und Scharnhausen (1280). Von Geschlechtern, deren Stammburg außerhalb des Bezirkes lag, und welche hier in zeitweisem

  1. Das Dorf Ober-Sielmingen, sowie Güter und Rechte zu Musberg, Rohr, Bernhausen, Degerloch und Münchingen, welche Eßlingen gehörten, wurden schon am 7. April 1557 von Württemberg eingetauscht.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_101.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)