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welche im Jahr 1820 der Staat mit 200 Morgen Wald ablöste.[1] Die Schafweide, welche nebst der Pförchnutzung jährlich 1500 fl. Pachtgeld einträgt, wird von einheimischen, theilweise auch von fremden Schafen (im Sommer mit 300, im Winter mit 600 Stücken) beschlagen. Die Pferdezucht wird wegen Mangel an Weiden in der Art betrieben, daß junge Pferde, mitunter von veredelten Racen, auf der Alp und auf den Oberländer Märkten aufgekauft und später an Händler oder auf Märkten wieder abgesetzt werden. Namhafter und in gutem Zustande ist die Rindviehzucht, welche sich hauptsächlich mit einer guten Landrace, theilweise mit Simmenthaler Kreuzung, beschäftigt. Doch wird auch ziemlich viel junges Vieh, namentlich Zugvieh, im Oberlande aufgekauft und nachdem solches herangewachsen oder gemästet ist, wieder auf benachbarten Märkten abgesetzt. Die Haltung des Faselviehs, welches die Gemeinde durch Vertrag von 1844 von den Besitzern der s. g. Widdumshöfe übernahm, ist in Pacht gegeben. Die Schafzucht ist nicht sehr bedeutend (s. oben); der Nachwuchs kommt auf Märkte in der Nachbarschaft und die Wolle an Tuchmacher nach Mezingen. Die Schweinezucht ist von einigem Belang.

Unter den Gewerbetreibenden, die meist nur dem örtlichen Bedürfniß dienen, sind einige Wagner und Schmiede, welche verbesserte Pflüge verfertigen, und einige Baumwollenweber, die ihre Produkte auf Märkten in der Umgegend absetzen, sowie ein Ziegelbrenner zu nennen. Den Winter über wird Handspinnerei, theils um den Lohn, theils zu eigenem Gebrauch getrieben, und selbstgewobenes Tuch findet guten Absatz in Stuttgart. Von drei vorhandenen Schildwirthschaften ist eine mit Bierbrauerei verbunden.

Im Jahr 1838 wurde aus einem westlich vom Ort gelegenen sumpfigen Allmandplatze ein Torfstich angelegt, der aber wegen der Geringhaltigkeit des Torfes wieder aufgegeben werden mußte. Kalksteinbrüche zu schwarzem Kalk befinden sich südlich vom Ort. Das Geldvermögen der Gemeinde besteht auf den letzten Juni 1849 in 3680 fl. Activen und 2588 fl. Passiven, das Vermögen der Stiftungspflege in 2705 fl. Kapital.

Der große Zehnten gehört dem Staat, den kleinen und Obstzehnten bezieht in Folge der Verwandlung des Pfarreinkommens ebenfalls der Staat, der Heuzehnte, von dessen Entrichtung die zu den s. g. Widdumhöfen gehörigen Wiesen stets frei waren, kam durch den oben erwähnten, im Jahr 1844 abgeschlossenen Vertrag von den Besitzern der genannten Höfe an die Gemeinde, welche von den Pflichtigen ein Surrogat von 1 fl. 36 kr. vom Morgen bezieht. Frucht- und Geldgefälle des bayrischen


  1. Die Widdummaier (die Besitzer der s. g. Widdumhöfe), welche früher das Faselvieh zu halten hatten, wurden damals für ihre Berechtigungen im Schönbuch mit 112 Morgen Waldareal, welches sie noch besitzen, abgefunden.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)