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Einwohner arbeiten im Taglohn in den Stuttgarter Weinbergen und Gärten und sind namentlich bei Straßenanlagen, Grabarbeiten und in Steinbrüchen wegen ihrer Geschicklichkeit und ihres eisernen Fleißes sehr gesucht.

Das Gemeindevermögen bestund im Jahr 1849 an Activen in 3435 fl., worauf 9203 fl. Passiven haften, so daß ein Deficit von 5768 fl. vorhanden ist. Das zwölf Morgen große Gemeindegut, wurde in den Jahren 1844–48 mit Kernobstbäumen bepflanzt und an Ortsangehörige in Pacht gegeben. An Armenunterstützung werden von der Gemeinde jährlich 200–250 fl. aufgewendet. Gemeindenutzungen finden nicht statt, dagegen genießen die Ortsangehörigen die Vergünstigung, alljährlich in den K. Parken Leseholz sammeln zu dürfen.

Das große Zehentrecht steht hälftig dem Staat (von der Bebenhauser Pfleg Stuttgart her), hälftig der Universität Tübingen zu. Das Recht zum Bezug des kleinen – sowie des Heuzehentens kommt in Folge der Verwandlung des Pfarreinkommens ebenfalls dem Staate zu; auf 41 Morgen Wiesen hat die Gemeinde den Heuzehenten. Weinzehentherr ist in den alten Weinbergen die Universität Tübingen, dagegen bezieht der Staat, als Novalzehenten, den Zehenten aus allen seit dem Jahr 1601 angelegten Weinbergen. Außerdem ruhen noch gegenwärtig auf der Gemeinde Hellerzinse und Fruchtgülten, jedoch in unbedeutendem Betrag.

Nach der Sage soll Bothnang früher aus 3 Höfen bestanden haben; von denen der eine am Ende des Flachrückens zwischen dem Feuerbachthal und dem Gnauppenthälchen lag (die Äcker, welche an die Feuerbacher Markung anstoßen, heißen Unter-Bothnanger Äcker), der andere in der Gegend, wo jetzt Bothnang steht und der dritte in dem K. Park, unfern des Ursprungs des Buberlesbachs. Auf den Unter-Bothnanger Äckern fand man bei einer kleinen Untersuchung Reste von Grundmauern, römische Ziegel und Bruchstücke von römischen Gefäßen, worunter einzelne von feiner Sigelerde waren. Hierdurch wurde die ehemalige Ansiedelung der Römer auf dieser Stelle hinlänglich nachgewiesen (s. auch den allgem. Theil).

Geschichtlich tritt Bothnang, welches Wort aus dem Mannsnamen Boto und Ang= (Feld) zusammengesetzt ist, in sehr früher Zeit hervor, als noch den Grafen von Calw die Grafschaft in diesen Gegenden zustund, nämlich als Botenanch im Jahr 1075 unter den Orten, wo Kl. Hirschau durch die Gunst des Grafen Adelbert von Calw Güter erhalten hatte (Wirt. Urk. Buch 1, 279 vergl. mit Cod. Hirsaug. S. 32. ed Stuttg.); noch um’s Jahr 1150 wurde dasselbe Kloster von Rickowo von Offenhausen mit einem hiesigen Feldstück bedacht. Im Jahr 1281 trat Kl.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)