Seite:OAStuttgartAmt 140.png

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Äckern und Wiesen, meistens auf den Markungen von Möhringen und Plieningen, 400 Morgen. Die Äcker liegen ziemlich eben, meist südlich vom Ort, die Wiesen befinden sich mehr in sanften Einteichungen und Thälchen und die Weinberge haben ihre Lage an dem Abhange gegen das Häslacher Thal. Der Boden besteht im Durchschnitt aus einem fruchtbaren Lehm und Thon, der etwas schwer zu bebauen ist und dem durch Düngungsmittel bedeutend nachgeholfen werden muß. Den Weinbergen kommt der für die Reben taugliche Keupermergelboden zu gut, der, wo er nicht natürlich ansteht, leicht herbeigebracht werden kann. Mehrere landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Benützung der Jauche, zweckmäßig angelegte Dungstätten, der flandrische Pflug, das Halbjoch etc sind eingeführt. Es werden die gewöhnlichen Halmfrüchte, besonders Dinkel, Haber und in der gewöhnlich ganz angeblümten Brache Kartoffeln, Angersen und Futterkräuter gebaut. Der geringste Preis eines Morgens Acker ist 375 fl., der mittlere 600 fl. und der höchste 1000 fl. Die Wiesen sind, obgleich sie nicht bewässert werden können, dennoch ergiebig und liefern gutes Futter, welches im Ort verbraucht wird. Ihre Preise kommen denen der Äcker gleich.

Sehr ausgedehnt ist der Weinbau; es werden wenig weiße, meist rothe Trauben, Schwarz-Welsche etc. gebaut, die in günstigen Jahrgängen einen starken, sehr auf’s Lager sich eignenden dunkelrothen Wein geben. Die Bereitung des dickrothen, süßen, gespündeten Weins, der ehedem eine große Berühmtheit hatte und manchen Stuttgarter nach Degerloch lockte, hat in neuerer Zeit beinahe gänzlich aufgehört, dagegen wird jetzt viel Bratbirnmost gepfropft, der als moussirendes Getränke beliebt ist. Der mittlere Ertrag eines Morgens Weinberg ist 4–5 Eimer, der Morgen Weinberg kostet in den besten Lagen 2400 fl. Die Obstzucht ist von Bedeutung und noch im Zunehmen begriffen; in mittleren Jahren ist der Obstertrag ungefähr 10.000 Sri., meist Mostobst, welches im Ort selbst verbraucht wird, auch Tafelobst, das nach Stuttgart zum Verkauf kommt. Von Steinobst werden hauptsächlich Kirschen gepflanzt und liefern guten Ertrag.

Der Rindviehstand, bestehend aus guter Landrace, häufig durch Simmenthaler Kreuzung veredelt, ist nicht unbeträchtlich; die Milch, welche täglich nach Stuttgart getragen und dort abgesetzt wird, sichert vielen Familien eine gute Einnahme. Auch Mastvieh wird gezogen und meist nach Stuttgart verkauft. Die Farrenhaltung liegt der Gemeinde ob, welche solche verpachtet. Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme einiger Schneider und Schuster, die nach Stuttgart arbeiten, nur dem örtlichen Bedürfnisse. Bei dem namhaften Verkehr bestehen, außer vielen Gassenwirthschaften, 5 Schildwirthschaften. An dem Abhange gegen Häslach befinden sich ergiebige Brüche im weißen Stubensandstein, welche meistens

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)