Seite:OAStuttgartAmt 151.png

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Von den Waldungen, die früher das Schlößchen beinahe ganz umgaben, wurden schon vor mehreren Jahren und in neuester Zeit eine namhafte Fläche ausgestockt und für den Feldbau gewonnen. Die Güter haben einen Boden mit steinigem Untergrund und liefern, trotz der umsichtigen Bauweise, die ihnen zu Theil wird, keinen so reichlichen Ertrag, wie die anderen Felder der Echterdinger Markung. Die Wiesen sind ziemlich ergiebig und gestatten den Besitzern, einen ansehnlichen Viehstand zu halten. In der Käserei, die sich hier befindet, werden gute Käse, nach Art der sogen. Münsterkäse, bereitet.


Feuerbach,
Gemeinde II. Kl. mit 2815 Einw., wor. 7 Kathol. – Ev. Pfarrei. Die Kathol. sind nach Stuttgart eingepfarrt.

Eine Stunde nördlich von Stuttgart, nicht fern von der Staats-Eisenbahn, liegt das große, marktberechtigte Pfarrdorf Feuerbach, theils auf einem gegen Osten ziehenden Flachrücken, theils an einem sich mäßig gegen den durchfließenden Feuerbach neigenden, südlichen Abhange. Der Ort, dessen Straßen in den Jahren 1833–47 mit einem Aufwand von 7728 fl. verbessert wurden, ist besonders in seinem nördlichen Theil ansehnlich; minder schön und mehr Armuth verrathend ist die Partie, welche sich an der Stuttgarter Steige, einem Verkehrsweg für Fußgehende, hinaufzieht. Laufende und Pumpbrunnen versehen den Ort reichlich mit gesundem Wasser; außerdem besteht die Einrichtung, daß der Feuerbach, im Fall von Feuersgefahr, zu einer Wette geschwellt werden kann. Die Luft ist gesund aber etwas scharf, da die Gegend gerade gegen Nordosten ziemlich offen ist und die dorther ziehenden Winde freien Zutritt haben. Durch diesen Umstand, verbunden mit schweren Arbeiten in den Weinbergen und Steinbrüchen und durch das häufige Bergsteigen nach Stuttgart, werden entzündliche Lungen- und Brustfellkrankheiten sehr begünstigt, die dann Schwindsucht, Auszehrung und Wassersucht nach sich ziehen. Eine Wetterscheide an der westlichen Spitze des Lembergs, Horn genannt, sichert die Gegend vor Hagelschlag.

Die Pfarrkirche, welche die Stiftungspflege zu unterhalten hat, steht oben am südlichen Abhange gegen den Feuerbach, und bildet nur den naheliegenden Schulhäusern und dem Pfarrhause eine freundliche Gruppe. Die geräumige, helle Kirche wurde 1789, an der Stelle einer abgebrochenen, von der Gemeinde mit einem Kostenaufwand von 10.844 fl., wozu die Stiftungspflege, auf welcher die Baulast der Kirche und ihres Thurmes ruht, aus Mangel an Mitteln nur 1000 fl. beitragen konnte, ganz neu erbaut; der Taufstein ist vom Jahr 1463. Der

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_151.png&oldid=- (Version vom 6.9.2018)