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Kirche nähern. Die ökonomischen Verhältnisse sind, einzelne Wohlhabende ausgenommen, im Allgemeinen mittelmäßig. Arme Ortsangehörige arbeiten in Hohenheim im Taglohn. Die 4 größten Gutsbesitzer haben je 38–42 Morgen. Die Markung ist mit Ausnahme der Abhänge gegen die Thäler der Körsch, des Ramsbachs und des Horberbachs, meist eben, und hat einen ziemlich tiefgründigen, mit wenig Sand vermischten, fruchtbaren Lehmboden, der größtentheils als Ackerland benützt wird. An den mit Wiesen, Baumgütern und Weinbergen kultivirten Gehängen, ist der Boden schwerer, thoniger und weniger fruchtbar. Die humusreichen Thalebenen bilden treffliche Wiesengründe.

Die Hauptnahrungsquelle der Einwohner ist der Feldbau, welcher sich in der letzten Zeit sehr gehoben hat[1]; er wird durch den auf der Markung in großer Menge sich vorfindenden Mergel sehr unterstützt. Gebaut werden außer den gewöhnlichen Halmfrüchten, Roggen zu Bindstroh. In der Brache erzieht man außer den gewöhnlichen Bracherzeugnissen Kraut, Reps, Hanf und besonders viel Flachs, durch welchen sich das Dorf einen Ruf und häufig die höchsten, für Flachsbereitung ausgesetzten Preise erworben hat. Zur Bereitung des Flachses wurde 1839 in Ramsbachthal eine verbesserte Wasserröste angelegt, für welche Schultheiß Heimsch einen landwirthschaftlichen Preis erhielt[2]. Die Preise eines Morgens Acker gehen von 400–500 fl. Die noch immer im Zunehmen begriffene Obstzucht ist sehr ausgedehnt und wird von keinem der Nachbarorte lebhafter betrieben. Straßen und beinahe alle Stellen, die sich zur Obstzucht eignen, sind mit Bäumen besetzt, die hier sehr gut gedeihen und reichlichen Ertrag liefern. Von Kernobst werden besonders Mostsorten gezogen; die Steinobstzucht ist minder beträchtlich. Die Wiesen, welche theilweise bewässert werden können, sind ergiebig, durchaus zweimädig und liefern gutes Futter. Der Preis stellt sich von 350–600 fl. per Morgen. Der Weinbau ist unbedeutend und beschränkt sich nur auf 12 Morgen, die am südwestlichen Thalabhange liegen. Die Sorten sind: Silvaner, Gutedel, Elblinge, Affenthaler, Trollinger u. s. w. Das Erzeugniß gehört zu den mittelguten und wird meist im Ort selbst abgesetzt. Der Morgen Weinberg kommt auf 700–800 fl. zu stehen. Die Kelter gehört der Gemeinde.

Von 150 Morgen Wald auf den Markungen von Kemnath und Stockhausen gehören der Gemeinde 42, die weiteren sind Eigenthum einzelner Bürger. Der übrige Grundbesitz der Gemeinde besteht in 80 Morgen (wovon 6 dem Farrenbeständer zur Benützung überlassen


  1. Ökonom Gottfried Heimsch wird von dem Oberamt unter den Gutsbesitzern genannt, welche vorzugsweise wohlthätigen Einfluß auf die Landwirthschaft üben.
  2. S. Correspondenzblatt des landwirthschaftlichen Vereins 1840, S. 149.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)