Seite:OAStuttgartAmt 183.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als Entschädigung für die Verbindlichkeit den Zehenten einzuführen, abzugeben; den kleinen erhebt der Pfarrer von Musberg; statt des Heuzehenten wird ein Wiesenzins erhoben. Die geringen Grundabgaben sind längst abgelöst. Das Schafweiderecht, welches die Gemeinde erworben, wird nicht ausgeübt. Von den Verbindungswegen der Gemeinde ist der eine, nach Leinfelden führende, kunstgerecht hergestellt, der andere nach Möhringen noch unchaussirt. Am südlichen Ende des Weilers stand eine Kapelle, die vor ungefähr 100 Jahren abgebrochen wurde.

Der Weiler Unter-Aichen, ebenfalls mit eigener Markung, liegt 21/4 Stunde südwestlich von Stuttgart, 1/4 Stunde nördlich von Leinfelden und 1/2 Stunde nordöstlich von dem kirchlichen Mutterort Musberg auf der freien Filderebene hinter Obstbäumen versteckt. Das Wohlstand verrathende, mit gutem Trinkwasser versehene Örtchen ist mit den Orten Leinfelden und Ober-Aichen durch chaussirte, mit der Gemeinde Möhringen und Echterdingen durch unchaussirte Wege in Verbindung gesetzt. An dem südwestlichen Ende des Orts steht das 1844 erbaute Schulhaus mit der Schullehrer-Wohnung, dem Rathszimmer und dem Gemeindebackofen. Gegenwärtig werden die Todten noch in Musberg beerdigt: es ist aber bereits ein Platz für einen Kirchhof angekauft. Die Einwohner sind friedliche, fleißige Leute, die viel auf Zucht und Sitte halten. Die Boden-Kultur und Wohlstands-Verhältnisse sind im Allgemeinen wie in Leinfelden, nur mit dem Unterschiede, daß die Unter-Aicher keinen eigenen Wald haben, da sie das Wenige was sie hatten verkauften, um die Kosten ihres Schulhausbaues bestreiten zu können. Die 4 größten Grundbesitzer haben 24, 22 und 18 Morgen inne. Das Schafweiderecht ist für jährlich 135 fl. verpachtet. Großzehentherr ist der Staat; der kleine Zehente steht der Pfarrei Musberg zu, für den Heuzehenten wird vom Staat ein Wiesenzins erhoben. Andere Grundlasten sind auch hier abgelöst worden. Das Geldvermögen der Gemeinde beträgt über Abzug der Schulden 602 fl.

Possessiones in Ech, neben Vaihingen genannt, kommen im Jahr 1229 unter den Gütern des Klosters Bebenhausen vor. Im Jahr 1287 Juli 1 trug Wolfram von Bernhausen, mit Bewilligung Graf Eberhard’s von Württemberg, seinen Hof in „Ober-Aichach“ dem Markgrafen Heinrich von Burgau zu Lehen auf (Arch. Urk.). Hiesige Leibeigene erkauft Württemberg 1366 September 21 von Werner von Neuhausen. In Ober-Aichach hatte Kloster Denkendorf einen erblichen Hof und verschiedene Einkünfte daselbst und in Unter-Aichach (Schmidlin Beitr. 2, 69). Am letzteren Orte besaß urkundlich im Juni 1414 das Kloster Bebenhausen zwei Höfe. Ober- und Unter-Aichen gehörten früher kirchlich nach Echterdingen und wurden im Jahr 1563 nach Musberg eingepfarrt.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_183.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)