Seite:OAStuttgartAmt 184.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Im Stuttgarter Zinsbuch von 1350 kommt auch ein Mittel-Aichen vor, das ein Fastnachtshuhn zu liefern hatte. Nach der Volkssage soll Unter-Aichen früher Mittel-Aichen geheißen haben; das ursprüngliche Unter-Aichen sey 1/4 Stunde westlich von dem gegenwärtigen Unter-Aichen gelegen.

In dem stillen, engen mit waldreichen Abhängen versehenen Reichenbacher Thal, liegen zur Markung von Leinfelden gehörig:

a) Die Schlechts-Mühle, 1/2 Stunde südwestlich von Leinfelden und 1/2 Stunde nordöstlich von Steinenbronn. Der Name kommt von der Familie Schlecht, welche die Mühle schon lange besitzt, in frühern Zeiten hieß sie Herbotsmühle, nachher kam sie an die Familie Wolff. Für Schönbuchsrechte wurden im Jahr 1820 die Besitzer mit 15 Morgen Waldes vom Staate abgefunden.

b) Die Schlößlens-Mühle, 1 Stunde südlich von Leinfelden und 1/2 Stunde südwestlich von Steinenbronn an der Landstraße von Stuttgart nach Tübingen. Diese ehemalige Edelmannswohnung wurde im Jahr 1715, damals „Kielmannsmühle“ genannt, von dem kaiserlichen Oberstlieutenant Adolf Gottfried von Boineburg und dessen Gemahlin geb. von Scheitel von Burtenbach zu Mauren an den Tübinger Professor Mich. Graß für 4000 fl. verkauft. Der westliche Giebel des Hauptgebäudes ist nach spät-mittelalterlicher Weise stufenförmig gebildet, was demselben ein schloßähnliches Ansehen verleiht. An diese Giebelseite ist eine Scheune angebaut, die mit dem Hauptgebäude eine Front gegen die Straße macht und im Verein mit dem ansehnlichen Hintergebäude, welches zugleich Mühle ist, einen stattlichen Wohnsitz bildet. In der Nähe desselben lagen früher 2 Fischweiher, von denen nun einer eingegangen ist. Ungefähr 100 Schritte thalabwärts entspringt eine starke Quelle, die keinen unbedeutenden Wasserzufluß in den Reichenbach schickt und überdieß noch heilende Kräfte besitzen soll. Zu der Schlößlens-Mühle gehören sehr gute Wiesen, Äcker und Waldungen, etwa 100 Morgen betragend. Für eine auf der Mühle haftende Schönbuchs-Gerechtigkeit von jährlich 4 Klafter Holz, trat der Staat im Jahr 1820 16 Morgen Wald im Sulzerrain ab.

Den großen Zehenten bezieht der Staat, den kleinen der Pfarrer zu Steinenbronn.

c) Die Seebrücken-Mühle, von einem früheren Besitzer der Schlechtsmühle, Konrad Wolf, welcher von Herzog Eberhard Ludwig 13 Mrg. Seewiesen für 800 fl. erkaufte, um 1700 erbaut, liegt 1/2 Stunde südwestlich von Leinfelden und 1/2 Stunde nordöstlich von Steinenbronn. Früher waren hier zwei Seen, der eine oberhalb, der andere unterhalb

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_184.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)