Seite:OAStuttgartAmt 185.png

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der Mühle angelegt und die alte Landstraße von Stuttgart nach Tübingen führte ehemals hier über eine steinerne Brücke, daher der Name „Seebrücken-Mühle.“ Sie hat ein stattliches, reiches Aussehen und eine still romantische Lage.


Möhringen,
Gemeinde II. Kl. mit 2446 Einw. a. Möhringen, Pfrdf., 2133 Einw., wor. 4 Kath. und 4 Isr. b. Obere Körsch-Mühle, 6 Einw. c. Untere Körsch-Mühle, 7 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. gehören zur Pfarrei – und die Isr. zum Rabbinat Stuttgart.

Das Pfarrdorf Möhringen, das Markt-Gerechtigkeit hat, ist 11/2 Stunde südwestlich von Stuttgart gelegen, mit dem es durch eine in die Hauptstraße von Stuttgart nach Tübingen einmündende gut erhaltene Vicinalstraße verbunden wird. Eine zweite Vicinalstraße nach Vaihingen setzt den Ort mit der Stuttgart-Böblinger Landstraße in Verbindung. Das Dorf liegt auf der Hochebene der Filder an der Einmündung des Aischbachs in den Sindelbach, welche vereinigt die Körsch bilden, ist ziemlich regelmäßig gebaut und mit breiten, gut gekandelten Straßen versehen; es gehört mit seinem hohen Kirchthurme und seinen stattlichen, zum Theil im städtischen Styl erbauten Wohnungen zu den größten und schönsten des Bezirks. Die Lage ist gesund und frei, aber etwas uneben. Drei laufende- und viele Pumpbrunnen liefern hinreichend Trinkwasser und 2 Weiher, der eine im Ort, der andere am nördlichen Ende desselben, sind auf den Fall der Feuersgefahr und zu andern Zwecken angelegt. Östlich von Möhringen am sogenannten Märzenbaum ist der reichhaltige nie versiegende Steinenbrunnen, dessen vorzügliches Wasser einen willkommenen Zufluß für die obere Körsch-Mühle liefert. Über das sogenannte Heilbrünnle (der Steinbachbrunnen), das 1/4 Stunde südlich vom Ort sich befindet, s. den allgemeinen Theil. Früher bestand in Möhringen ein eigenes Badhaus, dessen schon im Jahr 1500 gedacht wird.

Auf einem freien Platz, oben an einer südwärts gegen den Sindelbach absinkenden Halde, beinahe mitten im Orte, steht die Kirche mit einem hohen, viereckigen, aus fünf Stockwerken bestehenden Thurme; die vier untern Stockwerke sind alt und fest von schönen Quadern aufgeführt, das fünfte, das Glockenhaus, welches ein Satteldach mit abgestutzten Giebelecken trägt, ist von Holz und später aufgesetzt. Dieser Thurm, laut Inschrift im Jahr 1464 erbaut (s. unten), hat keine Fenster, sondern nur schießschartenartige Öffnungen und scheint, wie manche andere der Umgegend, auch zur Vertheidigung gedient zu haben. Das schöne, ein halbes Achteck bildende Chor der Kirche, hat hohe gothisch gefüllte Fenster, innen ein sehr schönes, übrigens schlecht bemaltes Netzgewölbe

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_185.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)