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einander standen, mit einem Aufwand von 4000 fl. neu erbauen; an ihr unterrichten ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe. Seit 1834 besteht eine Industrieschule. Auf einem freien Platz in der Mitte des Dorfs steht das ansehnliche Rathhaus, welches die Gemeinde von 1830–31 mit einem Aufwand von 4000 fl. erbauen ließ.

Die Einwohner sind der Mehrzahl nach fleißig und sparsam; der Güterbesitz der 4 größten Grundeigenthümer besteht in 42, 36, 34, 26 Morgen; vor den Theurungsjahren betrug die Summe der versicherten Passivkapitalien 28.675 fl. Um die Ortsangehörigen von den insbesondere durch Besenreisschneiden häufig begangenen Waldfreveln abzubringen, wurde in Folge K. Entschließung vom Jahre 1827 an arme Einwohner dieser Gemeinde eine Fläche von 50 Morgen Staatswald zum Roden mit der Zusicherung abgetreten, daß jedem Bebauer, wenn er sich künftig des Holzdiebstahls enthalte, nach 10 Jahren 1 Morgen dieses Feldes zehent- und grundlastenfrei um 20 fl. als Eigenthum überlassen werde. Von allen, welche sich hierzu verpflichteten, leistete jedoch nur Einer den Bedingungen vollständig Genüge und erhielt deßhalb die Zusage erfüllt; die übrigen 49 Morgen übernahm im Jahr 1838 die Gemeinde um 980 fl. und vertheilte sie unter Vorbehalt des Widerrufs, wenn der Unterstützte sich unwürdig mache, in Parzellen von 1/2 Morgen an unbemittelte Bürger. Da aber der Boden etwas unergiebig ist und das Feld vermöge seiner mit Wald umgebenen Lage von dem Wild manches zu leiden hatte, so war der Erfolg abermals nicht entsprechend und die Gemeinde sah sich veranlaßt, 16 Morgen dieses sog. Besenfeldes wieder mit Wald zu kultiviren. Der noch übrige Theil wird jetzt fleißig gedüngt und liefert einen ziemlich guten Ertrag, der sich bei vermindertem Wildstande bald noch mehr erhöhen dürfte. Überhaupt besteht die Nahrungsquelle der Einwohner im Feldbau, welcher mit Fleiß und Umsicht betrieben wird; zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen haben Eingang gefunden, namentlich ist der Brabanter Pflug allgemein im Gebrauch. Die Äcker liegen theils ziemlich eben auf dem Bergrücken, theils an den Thalabhängen. Der im Durchschnitt fruchtbare Boden besteht aus einem den weißen Keupersandstein überlagernden, tiefgründigen rothen Thon; auf dem kleinem Theil der Markung ist die Überlagerung des Sandsteins gering, daher auch der Boden nicht tiefgründig, sondern mager und sandig. Die gewöhnlichen Halmfrüchte, unter denen Dinkel und Haber besonders gut gedeihen, werden gebaut; der Durchschnittsertrag wird an Dinkel zu 8–10 Scheffel, an Haber zu 6–8 Scheffel, an Gerste zu 4 Scheffel und an Roggen zu 4 Scheffel per Morgen angegeben. Unter den Bracherzeugnissen ist der Hanf, welcher hier sehr gut geräth, erwähnenswerth. Die Ackerpreise sind 200–500–1100 fl. Die meist in den

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_194.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)