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Hohenheim,
zum Unterschied von Kleinhohenheim (s. oben unter Birkach) auch Groß-Hohenheim genannt.

Schloß mit eigener Markung und Staatsdomäne, seit dem Jahr 1818 Sitz einer land- und forstwirthschaftlichen Academie.[1] Die der Anstalt pachtweise eingeräumte Staatsdomäne begreift zwei, wenn auch nicht ganz arrondirte, doch geschlossene Gutscomplexe, die sich nur auf einer Seite berühren; der die Schloßgebäude umgebende, das vormalige Ritter- oder Schloßgut begreifende Complex führt den Namen Maiereigut (Hof); der andere von jenem westlich gelegene Complex, welcher aus den von dem vormaligen Carlshof (s. unten) vorbehaltenen Gütern besteht, hat diesen Namen beibehalten. Im Ganzen beträgt gegenwärtig das Areal 9746/8 Morgen, wovon außer der Markung des Schloßguts von 408 Morgen, in der Markung Plieningen 517 Morgen, Birkach 45 Morgen und Kemnath 43/8 Morgen gelegen sind. (S. den Plan auf der Oberamtskarte.)

Hohenheim liegt 2 Stunden südöstlich von Stuttgart, 1358 württ. Fuß über dem Meere, auf einem flachen Bergrücken der freien Filderebene, welcher zwischen den Thälern der Körsch und des Ramsbachs hinzieht, die sich 1/4 Stunde östlich von Hohenheim vereinigen. Vermöge dieser hohen und freien Lage ist die Gegend den Winden sehr ausgesetzt; die Luft aber rein und gesund. In landwirthschaftlicher Beziehung gehörte die Lage zu dem wärmsten Theil der Wintergetreideregion; Mais kommt noch fort, die gewöhnliche größere und später reifende Sorte gelangt aber nur in den wärmeren Sommern zur völligen Reife. Die Weinrebe gedeiht nur an geschützten Wandungen. Die mittlere Temperatur von Hohenheim ist auf 7,25° R. anzunehmen, während Stuttgart 7,85° hat. Die Menge der wässerigen Niederschläge betrug in den Jahren 1837/41 durchschnittlich 20,9 par. Zoll Höhe, während sie in diesen Jahren in Stuttgart 22,1 Zoll ausmachte. Der mittlere Barometerstand ist nach 4jährigem Durchschnitt 26 Zoll 11 Linien auf 15° R. reducirt. Von Gewittern ist Hohenheim selten heimgesucht. Die meisten kommen von Westen und viele ziehen sich, ehe sie die Filder erreichen, dem Neckar und der Alp zu, andere nehmen ihre Richtung gegen das sog. Strohgäu. Auch diejenigen Gewitter, welche ihren Weg über die Hohenheimer Gegend nehmen, verweilen nur ausnahmsweise längere

  1. Vergl. Die K. Württ. Lehranstalt für Land- und Forstwirthschaft in Hohenheim, Stuttgart Hoffmann 1842, wo S. 3 und 4 auch die ältere Literatur über Hohenheim angeführt ist. Das Neueste ist: v. Pabst landwirthschaftliche Erfahrungen von Hohenheim, Stuttgart, Cotta 1849. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_215.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)