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Vereins im Jahr 1817 wurde auch eine landwirthschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt ins Leben gerufen. Für die neu zu gründende Anstalt ward zuerst die Staats-Domäne Denkendorf bestimmt und den 26. Mai 1818 dem zum Direktor der Anstalt ernannten berühmten Agronomen Schwerz übergeben. Da aber dieses Gut als zu klein dem Zweck nicht genügte, so wurde die Anstalt noch im J. 1818 nach Hohenheim verlegt. Die Staats-Domäne Hohenheim war damals theils verpachtet, theils in cameralamtlicher Verwaltung; um bedeutende Entschädigung zu umgehen, beließ man den Pächtern die Güter bis zum Ablauf der Pachtzeit (1822) und beschränkte sich bis dahin auf die Bewirthschaftung der verfügbaren Fläche des Karlshofs.

Director von Schwerz, welcher sich sofort die größten Verdienste um die Anstalt erwarb[1], ertheilte den landwirthschaftlichen Unterricht zuerst ganz allein, und nur für die mathematischen und naturwissenschaftlichen Hülfsfächer standen ihm zwei Professoren zur Seite. Die niedere Ackerbauschule – für künftige Unterverwalter (Geiselmeier), Oberknechte etc. – wurde noch am Schlusse des Jahres 1818 mit 10 Knaben im Alter von 14 Jahren aus den Waisenhäusern in Stuttgart und Ludwigsburg eröffnet. Diesen war ein eigener Aufseher beigegeben, der sie zur praktischen Arbeit und Ordnung anhalten sollte. In demselben Jahre nahm man auch schon Bedacht auf die Errichtung einer eigenen Ackergeräthefabrik, um sowohl für den eigenen Bedarf der Wirthschaft zweckmäßige Werkzeuge zu fertigen, als auch solche im Lande zu verbreiten, wodurch diese, gegenwärtig 15–20 Arbeiter beschäftigende Werkzeug- und Modellen-Fabrik schon großen Nutzen gestiftet hat.

Im Jahr 1820 wurde die Ertheilung des bis dahin mit dem Dienst der Feldjäger-Schwadron in Stuttgart verbundenen Forst-Unterrichts nach Hohenheim verlegt, wodurch das Institut einen Zuwachs von einem Forstlehrer und 12 Zöglingen erhielt. Sodann kam 1822 das Meiereigut und die Landes-Stammschäferei in die Verwaltung der Anstalt, wodurch es nöthig wurde, schon 1821 einen eigenen Direktionsassistenten nebst zwei Buchhaltern, die zugleich mit der Leitung der Feldgeschäfte beauftragt und theilweise auch als Lehrer wirksam waren, anzustellen. In diesem Jahr wurde auch ein Thierarzt (zugleich Lehrer, s. u.) aufgestellt. Später erhielt die Anstalt eigene Fachlehrer für einzelne Zweige der Landwirthschaft, landwirthschaftliche Technologie, Obstbaumzucht u. s. w.

In den 1830er Jahren wurde der botanische Garten, auf der 14 Morgen großen Planie vor dem Schlosse angelegt, die Ackerbauschule, in welche nun statt der bisherigen Waisenzöglinge vorzugsweise

  1. Die Reihe seiner Nachfolger ist: Freiherr von Ellrichshausen 1828–32, Volz 1832–37, v. Weckherlin 1837–45, v. Pabst 1845–50, Walz seit 1850.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)