Seite:OAStuttgartAmt 241.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welche den flandrischen Pflug einführten. Die gewöhnlichen Halmfrüchte werden gebaut und von diesen, unerachtet der im Verhältniß zur Einwohnerzahl nicht großen Markung, ziemlich viel Dinkel und Haber nach Außen, namentlich nach Eßlingen, verkauft. Die Ernte ist bei 1 Schffl. Dinkelaussaat 8–12 Scheffel, bei 4 Simri Gerstenaussaat 6 Scheffel und bei 5 Simri Haberaussaat 7 Scheffel vom Morgen. Roggen wird nur des Bindstrohs wegen gebaut. Die durchaus eingebaute Brache liefert die gewöhnlichen Erzeugnisse; Futterkräuter werden um des namhaften Viehstands willen, sehr viel gebaut. Die Ackerpreise gehen von 400–650 fl. per Morgen. In kleinen Gärtchen werden Gemüse, Salat u. dgl. meistens aber Kraut- und Angersensetzlinge gezogen; auch baut man in eigenen Ländern viel Hanf von guter Sorte, welcher meist auf benachbarten Märkten und auch im Ort selbst zum Verkauf kommt. Die Ortsangehörigen besitzen etwa 60 Morgen Weinberge, welche sämmtlich in die Ortskelter gebannt sind, von denen übrigens nur 8 Morgen auf der Orts-Markung, die übrigen auf der Markung des vormaligen Klosters Weil liegen. Der Morgen wird mit 800–1000 fl. bezahlt und erträgt in mittleren Jahren 41/2 Eimer, welche zu 25–30 fl. verkauft werden. Von der Bedeutung der immer noch zunehmenden Obstzucht zeugen besonders die schönen starken Bäume an den Vicinalstraßen. Es gedeihen namentlich Luiken, Fleiner, Palmischbirnen, Brat- und Weinbirnen; Steinobst findet sich weniger. Die jungen Stämme werden theils von Weingärtnern aus dem Ort selbst, theils von Eßlingen und in neuerer Zeit auch aus der Ortsbaumschule bezogen. Obst wird zum Hausgebrauch gemostet, meistens aber von Fremden aufgekauft. Der jährliche Durchschnitts-Ertrag belauft sich auf 4000–4500 Simri; im Jahr 1847 wurden 8000 Simri gewonnen. Die Wiesen sind ergiebig, alle 2mädig und können meist bewässert werden. Die Preise stehen zwischen 400 und 800 fl. per Morgen. An Waldungen besitzen die Einwohner von Ruith etwa 150 Morgen, die mit Laubholz gut bestockt sind, der Ertrag ist aber weit nicht für das örtliche Bedürfniß hinreichend. Pferde werden nur um des Feldbaues und des Verdienstes mit Fuhrwerk willen gehalten und nicht gezüchtet, dagegen ist die Rindviehzucht durch Kreuzung mit Simmenthalerrace sehr im Emporkommen begriffen; es wird ziemlich Mastvieh gezogen und verkauft. An Schafen werden 2–300 Bastarde, welche den Sommer über auf der Alp weiden, im Ort überwintert. Die Schweinzucht ist so in der Zunahme begriffen, daß für etwa 20 Mutterschweine, welche sich gegenwärtig im Orte befinden, ein Eberschwein zur Zucht aufgestellt wurde. Die Verbindlichkeit, Farren und Eber zu halten, ruht auf einem zum Pfarreinkommen gehörigen Widdumgute.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_241.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)