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Kl. Bebenhausen (Crus. 3, 20). In späterer Zeit kommen vor: Peter 1313, Trutwin III. 1324, Lutz 1330, Rüdiger 1368 u. a.

Der Ort hatte in Beziehung auf die Oberherrlichkeit den gleichen Wechsel wie die übrigen Filderorte; frühe erscheinen die Grafen von Württemberg im Besitz von Hoheitsrechten; wenigstens bestätigen bereits im Jahr 1277 die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg dem Ritter Diether von Plieningen und seinem Sohne Schwigger den Verkauf von Gütern um Ruith und Horw (wovon sogleich) an Kl. St. Blasien (Sattler, Grafen 1 Beil. Nr. 7; die hier genannten Güter kamen sofort an die St. Blasische Vogtei Nellingen und durch diese an Württemberg). Im März 1382 wird Ruith nebst Horw unter den Orten aufgeführt, wegen welcher K. Wenzel an mehrere Reichsstädte ein Mandat erließ, dem Grafen Eberhard von Württemberg behülflich zu seyn, daß ihn die Eßlinger an der ihm über dieselben zustehenden Vogtei nicht irren (Steinhofer 2, 433).

Der früheste bekannte Pfarrherr ist Trutwinus plebanus de Rieth, Zeuge in einer Urkunde des Kl. Salem von 1281 Juni 28 (Salemer Schenkungsbuch in Carlsr. 3, 302). Den Pfarrsatz hat die Krone als Rechtsnachfolgerin der Probstei Nellingen (Binder 832). Am 26. April 1173 bestätigte P. Calixt III. dem Kl. Salem die hiesige Kirche.

Im Mutzenreiß, einem Walde, 1/2 Stunde östlich von Ruith, aber schon auf Nellinger Markung, erfocht Graf Ulrich von Württemberg mit seinen Verbündeten im Jahr 1449 einen Sieg über die Reichsstädte. – Im Jahr 1519 wurde Ruith von den Eßlingern im Krieg gegen Herzog Ulrich in Asche gelegt.

Im Juli 1796, während des Gefechts bei Canstatt, drangen die Franzosen von Degerloch aus über Ruith vor, um den österreichischen Feldmarschall Hotze bei Eßlingen anzugreifen; die Österreicher blieben indeß im Besitz der Anhöhen vor Eßlingen; die Franzosen hingegen bezogen eine Stellung bei Ruith und setzten Pikete an den Rand des Waldes. In dieser Verfassung brachten beide Theile den 22. Juli zu. (Erzherzog Karl, Grundsätze der Strategie 2, 239.)

Fünfhundert Schritte südwestlich von Ruith noch auf Ruither Markung, in einem sanft eingeteichten Wiesengrunde, lag der gänzlich verschwundene Ort Horw, von dem so eben unter den Jahren 1277 und 1382 die Rede war.[1] Zu Crusius Zeit bestanden allda noch zwei Maierhöfe.

  1. Ein gerader, mit Gras bewachsener Weg, der von dem Scharnhauser Park her zu dieser Stelle führt, heißt noch jetzt die „Horbergasse“, die dort liegenden Wiesen werden die „Horber Wiesen“ und einige mit Hecken umfriedigten Güterstücke die „Horbergärten“ genannt. In den Horber Wiesen entspringen zwei Quellen, welche die seit ungefähr 40 Jahren abgegangene Wette des ehemaligen Dorfs speisten und den Anfang des Horber Bachs bilden.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_243.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)