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erfolgte, hatten die Gemeinde-Angehörigen von etwa 300 Morgen neben dem Zehenten den dritten Theil des Ertrags (dritte Garbe) an die Staatsfinanzverwaltung abzuliefern. Diese drückende, auf jährlich 545 fl. 12 kr. berechnete Grundabgabe wurde aber gegen den Staat von Sr. Majestät dem König im Jahr 1820 abgelöst und der Gemeinde, um ihr einen Beweis des höchsten Wohlwollens zu geben, mit dem beigefügten Wunsche erlassen, daß, um das Andenken der verewigten Königin Katharine zu ehren, jährlich an ihrem Todestage oder in der nächst darauffolgenden Predigt die der Gemeinde hiedurch zugegangene Erleichterung kurz erwähnt werden möchte.

Der hiesige Ortsadel erscheint am frühesten im Jahre 1280 (Waltherus dictus Scharren miles de Scharrenhusen Urk. v. 1280 Aug. 28 im k. Staatsarch.) und ist dieß zugleich die früheste Nennung von Scharnhausen. Diese Familie kam aber bald herunter und aus ihrem Gute bereicherten sich die Herren von Blankenstein, württembergische Vasallen, aus deren Händen Liegenschaften, welche ihnen von dem ursprünglichen Ortsadel verpfändet worden waren, nicht wieder eingelöst wurden (Urk. 1286 Juni 23). Die namentlich auch in den Filderorten mit Erfolg gekrönte Erwerbelust des Klosters St. Blasien wußte indeß von Schwigger von Blankenstein in den Jahren 1283 Oct. 24 [1] und 1286 Juni 23 (Orig. in Stuttgart) Güter käuflich an sich zu bringen, wie es noch in den Jahren 1346 und 1364 Besitzungen allhier erwarb, womit die St. Blasische Probstei Nellingen ausgestattet wurde. Diese Probstei erwarb i. J. 1434 allhier Zehenten (Crus. Paral. 94), auch die Kirche, welche ihr incorporirt wurde (Cleß 2b/l 46), und erweiterte sonst noch ihren Besitz, welcher im Jahr 1649 vollständig an Württemberg überging (O.A.-Beschr. v. Eßlingen S. 209).

Schon in früher Zeit war Scharnhausen ein Bestandtheil der württembergischen Vogtei Nellingen, über welche Württemberg in den Jahren 1382, 1386 gegen die Ansprüche der Stadt Eßlingen Bestätigung erhielt. (Steinhofer 2, 433, 459, vergl. auch O.A.-Beschr. v. Eßlingen S. 210). Von Adeligen saßen hier in den Jahren 1341, 1346 Dietrich der Mälsener, 1372 und 1373 Rüdiger der ältere und der jüngere vom Staige, Edelknechte. Im Jahr 1413 verkauften Rüdiger und Heinrich vom Staige (zu Eßlingen), Edelknechte, halb Scharnhausen an Hans Tegen und Konrad Rug, welcher von Württemberg damit belehnt wurde. Rug’s Wittwe verkaufte im Jahr 1456 den halben Burgstall und das halbe Dorf an Werner Luz, Vogt in Stuttgart, welchem sie Graf Ulrich im genannten

  1. Gerbert Hist. silv. nigr. 3, 206; es heißt silva ... sita apud Scharrenhusen, cujus fines et termini sunt annexi fundis talibus, videl. rivo, qui dicitur Buchenbrunnenbach, silvae, quae dicitur Burchwalt, et exstirpationibus, quae dicuntur geruothe, scil. Kuorzinum Ruoti etc.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)