Seite:OAStuttgartAmt 252.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Liaskalksteine. Im Allgemeinen ist der Boden weit nicht so fruchtbar, wie auf den Fildern, übrigens liefert er in Jahrgängen, die nicht zu heiß und nicht zu naß sind, guten Ertrag, und nicht selten darf sich dann das Dinkelfeld mit dem der Filder messen. Die Landwirthschaft hat sich in neuerer Zeit unter kräftiger Einwirkung des dermaligen Ortsvorstandes bedeutend gehoben; viele öde gelegene Stellen wurden angebaut oder mit Bäumen ausgepflanzt, was besonders die Einführung der Stallfütterung und Vermehrung des Düngers möglich machte. Von den Getreidearten werden Dinkel, Haber, Gerste und Roggen gebaut, von letzterem übrigens nur so viel als man für Bindstroh nöthig hat. Der Haber, welcher häufig nach Außen, besonders nach Stuttgart verkauft wird, geräth vorzüglich. Der Ertrag in mittelguten Jahren wird an Dinkel zu 4–8 Schffl., an Roggen zu 2–4 Schffl. und an Haber zu 4–7 Schffl. per Morgen je nach der Qualität der Güter, angegeben. Die Brache wird mit wenigen Ausnahmen ganz angebaut; ihre Erzeugnisse als Kraut, Kartoffeln, Flachs, Hanf, Futterkräuter, etwas Erbsen und Linsen dienen nur für das örtliche Bedürfniß. Die Ackerpreise gehen von 50–200–500 fl. Von den Wiesen sind die sog. Bergwiesen, obgleich sie nahrhaftes Futter geben, nicht so ergiebig, als die in der Nähe des Dorfs und im Thal liegenden Wiesen. Übrigens sind sämmtliche Wiesen, deren Preise sich wie die der Acker verhalten, zweimädig, einige Thalstücke in guten Jahren sogar dreimädig; bewässert wird nur ein Theil der Thalwiesen.

Die immer noch im Zunehmen begriffene, nicht unbeträchtliche Obstzucht beschäftigt sich nur mit den gewöhnlichen Sorten, die meist gemostet, zum Theil auch gedörrt und selten gebrannt werden. Auf der Markung befinden sich 4706 Obstbäume, deren durchschnittlicher Ertrag auf 25.125 Simri geschätzt wird. Seit einigen Jahren besitzt die Gemeinde eine eigene Baumschule; auch wurde im Jahr 1840 westlich vom Ort auf 11/2 Morgen eine Weidenpflanzung angelegt, die jetzt schon 60–80 fl. jährlich einträgt und in der Folge einen noch höheren Ertrag verspricht. Die Rindviehzucht ist erheblich; eine kräftige Landrace wird durch gute Farren nicht nur erhalten, sondern immer noch verbessert. Es wird viel junges Vieh nachgezogen oder auch auswärts aufgekauft und später auf benachbarten Märkten wieder abgesetzt. Die Farrenhaltung liegt der Gemeinde ob und ist von ihr verpachtet.

Von den Gewerben, die nur dem örtlichen Bedürfniß dienen, sind die Weber, welche zum Theil nach Außen arbeiten, am stärksten vertreten; Weberei ist auch Nebenbeschäftigung der meisten Ortsangehörigen. Die Handspinnerei ist unbedeutend, ebenso das Strohboden- und Korbflechten. Früher beschäftigten sich manche Einwohner mit Verfertigung von Besen,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_252.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)