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Die Amphipoda (Flohkrebse) sind repräsentirt durch Gammarus. Es möchte bemerkenswert sein, daß in hiesiger Gegend nur Gammarus fossarum Koch (G. pulex Deg.) vorkommt, mitunter geradezu in erstaunlicher Menge, wovon man sich z. B. beim niedrigen Wasserstand der Steinlach überzeugen kann. In anderen Gegenden des Landes lebt offenbar auch die Art Gammarus fluviatilis Müll. (G. Rorselii Koch); sie wird bei Kurr (1863) zuerst aufgeführt, während Schübler und Martens nur G. pulex nennen. Die älteren Faunister scheinen aber auch mitunter beide Arten noch nicht auseinandergehalten zu haben. So führt z. B. der sonst sorgfältige Roth v. Schreckenstein in seinem Verzeichniß der um den Ursprung der Donau und des Neckars vorkommenden Insecten nur G. Locusta Rösel (G. fluviatilis Müll.) an. Oder sollten wirklich beide Arten an gewissen Stellen sich ausschließen? – Seit einigen Jahren ist mir auch der für die vaterländische Fauna neue und merkwürdige Gammarus puteanus Koch aus einem Brunnen von Tübingen bekannt geworden.

Von den Isopoda (Asseln) können einstweilen namhaft gemacht werden: Asellus aquaticus L., besonders im Frühjahr sehr zahlreich; Ligidium agile Panz. häufig in Wäldern, unter feuchtem Laub, an Waldbächen. – Oniscus murarius Cuv.; Porcellio scaber Brandt; P. dilatatus Brandt, gemein. Häufig ist auch Porcellio (Cylisticus Schnitzler) laevis, sonst für viele Gegenden als „selten“ bezeichnet. – Wie anderwärts ist auch hier häufig: Armadillo vulgaris und A. pulchellus, Zenk; letzterer unter Baumrinden.[1]


  1. In der Falkensteiner Höhle bei Urach findet sich eine von Professor v. Quenstedt zuerst bemerkte Wasserassel. Leider habe ich bis jetzt nur ein eingetrocknetes Exemplar durch Präparator Bauer, welcher die Höhle besuchte, erhalten, so daß ich die Diagnose noch nicht sicher stellen kann. Der Krebs ist aber jedenfalls ein Glied der „Höhlenfauna“, augenlos und wahrscheinlich ein Typhloniscus. – (Außerdem hat mir Hr. Bauer nur eine kleine silberweiße Podura aus der Höhle gebracht. Von Hydrobia vitrea Drap., welche Quenstedt in der Höhle lebend gefunden haben will, konnten nur leere Gehäuse gesammelt werden, zusammen mit leeren Schalen eines Pisidium, wohl P. fontinale, die einen wohl so gut wie die andern in die Höhle hineingespült! – Die Höhlen im fränkischen Jura (Muggendorf u. s. w.) scheinen noch ärmer an lebenden Thieren zu sein, indem Prof. Rosenhauer in Erlangen, welcher dieselben auf diesen Punkt untersucht hat, nur eine kleine Podura, und zwar vom Eingang der Höhlen anzeigt.)
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 051. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_051.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)