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Die Großschmetterlinge hiesiger Gegend sind wohl so ziemlich durch ältere und neuere zusammenstellende Verzeichnisse bekannt geworden. Da noch in der jüngsten Aufzählung (1861) von Parnassius Apollo L. es bezüglich des Fundorts nur heißt: „überall auf Felskuppen der Alb“, so mag bemerkt werden, daß dieser schöne Falter auch die Muschelkalkfelsen bei Rottenburg (Niedernauer Thal) in heißen Julitagen in seiner ihm eigenen trägen Weise umflattert. Prof. v. Mohl machte den Verfasser zuerst darauf aufmerksam, welcher sich dann durch mehrmaligen Besuch überzeugte, daß der Schmetterling in Menge dort vorhanden ist und sich auch gerne auf den Blüthen von Sambucus ebulus niederläßt. Papilio Podalirius L. in den der Stadt zunächst gelegenen Thälern, doch nicht häufig; die freien Höhen in der ferneren Umgebung, z. B. die Weilerburg, die Achalm, wird man an schönen Frühlings- und Sommertagen kaum besteigen, ohne auf ihnen des Papilio Machaon L., der dort Standquartier hält, ansichtig zu werden. – An Waldrändern, Waldfuhrwegen fliegt hin und wieder der große Eisvogel Limenitis populi L. – Im Spätsommer, wenn die Zahl fliegender Schmetterlinge schon eine sehr geringe geworden, erfreut uns hier, an manchen Stellen sogar in Menge, der schöne pomeranzgelbe Coleas Edusa L. Hr. Präparator Bauer, ein eifriger Schmetterlingssammler, gibt mir die Notiz, daß Argynnis Adippe Fabr. der Gegend zu fehlen scheine, während die ihr sehr ähnliche Niobe L. vorhanden sei. Ebenso sei Saturys Phaedra L. an einer Waldstelle bei Bebenhausen häufig, deßgleichen Erebia und Ligea L. im Walde hinter der Schinderhütte. – Der Todtenkopf (Acherontia Atropos L.) ist nicht allzu selten und erscheint als Falter in hiesiger Gegend immer im Herbst; daß er erst im Frühling sich entwickelt hätte, ist mir nicht bekannt geworden. Ebensowenig, ob Deilephila nerii L. seine Wanderungen auch in die Tübinger Gegend jemals gerichtet habe. – Bis tief in den Herbst hinein sieht man an Grasplätzen, Rainen die große haarige Raupe von Gastropacha rubi L., sehr werthvoll für den Entomotomen, da um diese Zeit große Insekten selten geworden sind. – Herr Bauer fand die bekanntlich von Sammlern sehr geschätzte Chelonia matronula im Wankheimer Thälchen. Nach Genanntem ist Odezia chaerophyllaria L., ein fast schwarzer Spanner, im Bebenhäuser Thal sehr häufig. –

Ein trefflicher Anfang zur Kenntniß der Kleinschmetterlinge geschah durch Frölich mit seiner Dissertation Enumeratio tortricum Wuerttembergiae, Tubingae 1828; es ist die erfreuliche Aussicht vorhanden, daß durch die Bemühungen gegenwärtiger Beobachter,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 066. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_066.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)