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meisten Orten einen mehr oder minder bedeutenden Verkauf nach außen zu (s. die Ortsbeschreibungen). Tübingen verkauft nicht nur keine Früchte, sondern bezieht noch viele von außen; Dettenhausen und Hagelloch können nur wenig verkaufen. In Nehren werden mehr Früchte ein- als ausgeführt. Die Getreidefrüchte kommen hauptsächlich auf den Schrannen in Reutlingen und Tübingen, theilweise auch an auswärtige Bäcker zum Verkauf. Von den Handelsgewächsen kommen vorzugsweise Hopfen, Reps, Flachs und Hanf zum Verkauf; die Gönninger treiben neben ihrem gewöhnlichen Handel mit Sämereien, Blumenzwiebeln etc. auch einen mit selbstgezogenen Setzlingen (Kohlraben, Angersen etc.), und die Waldhauser handeln mit Klee- und Runkelrübensamen.

Der Ertrag an Wiesenfutter wird mit ganz unbedeutenden Ausnahmen in den Orten selbst verbraucht; er reicht übrigens zur Erhaltung des nöthigen Viehstandes nicht hin, daher man auf einen ausgedehnten Futterkräuterbau sehr bedacht ist.

Sämtliche Orte des Bezirks haben mehr oder weniger Obstzucht, die in günstigen Jahren in den meisten Orten einen zum Theil sehr beträchtlichen Verkauf von Obst nach außen zuläßt.

Der Weinbau ist nur in Tübingen von Bedeutung, in anderen noch Weinbau treibenden Orten, wie in Derendingen, Gniebel, Gönningen, Hagelloch, Kilchberg, Kirchentellinsfurth, Lustnau, Pliezhausen, Schlaitdorf und Weilheim hat er seit den letzten 50 Jahren sehr abgenommen und ist theilweise bis auf einige Morgen zurückgedrängt. Ganz abgegangen ist er in den Orten Dußlingen, Jettenburg und Nehren. In den übrigen Orten war der Weinbau entweder gar nie eingeführt oder es fehlen sichere Nachrichten über den frühern Betrieb desselben. Der Absatz der Weine, welcher nur in Tübingen von Belang ist, findet hauptsächlich in den Schwarzwald, überhaupt in die westlich von Tübingen gelegene Gegend statt. Die übrigen Orte verbrauchen ihren Wein meist selbst, oder setzen ihn in der nächsten Nachbarschaft ab.

Im ganzen Bezirk ist die Stallfütterung eingeführt und sogar der Herbstaustrieb nicht mehr üblich. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie vortheilhaft angelegte, mit Gülleneinrichtung versehene Düngerstätten, verbesserte Ackergeräthe etc., haben durchgängig Eingang gefunden und sind in mehreren Orten allgemein geworden; von verbesserten Pflügen findet man den Brabanter-, den Hohenheimer-, den Suppinger- und den flandrischen Pflug; der Wendepflug ist selten geworden und am meisten noch in Hagelloch in Anwendung. Überdieß befinden sich in allen Orten Walzen und häufig auch die

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)