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Boden liefert bei gehöriger Schonung in größerer Ausdehnung hauptsächlich nur der untere Lias nebst den oberen Keuper-Mergeln. Wo beide sich mengen, finden sich die wüchsigsten Bestände. In ganz ebener Lage leidet aber auch der Liasboden häufig an undurchlassendem Untergrund und sagt dann insbesondere der Buche wenig zu; sie nimmt auf solchen Standorten gerne einen kurzschäftigen, schirmförmigen Wuchs an und wird unvermögend, keimfähigen Samen zu tragen, während die Fichte auf denselben frühzeitig Kernfäule zeigt. Außer den oberen Mergeln bringt der Keuper nur mittelmäßige und geringe, mitunter sehr arme Waldböden hervor, welche von Streu-Entziehungen verschont bleiben müssen, wenn der Wald erhalten und ein entsprechender Ertrag von ihm bezogen werden will. Mittelmäßig sind noch die Böden des weißen Keupersandsteins, wenn sie stärkeren Lehmgehalt haben und nicht undurchlassende Thonschichten in die Nähe der Oberfläche treten, ferner in nördlicher und nicht zu stark geneigter Lage diejenigen der mittleren und unteren Keupermergel und des unteren Keupersandsteins; die Forche wenigstens liefert hier noch immer ansehnliche Erträge. Unter entgegengesetzten Verhältnissen, also bei Mangel an Lehmgehalt und bei undurchlassendem Thon-Untergrund im weißen Keuper, bei stark abfallender südlicher Lage der Mergel und des unteren Sandsteins sinkt die Ertragsfähigkeit dieser Böden bedeutend und wenn Mißhandlung durch Streu-Entziehung hinzukommt, nicht selten soweit herab, daß selbst die genügsame Forche nur noch äußerst dürftigen Zuwachs zeigt. Gering, besonders wegen seiner Flachgründigkeit, ist auch der feine Sandboden des gelben Keupersandsteins, welcher im westlichen Schönbuch nicht allein die Hochebenen einnimmt, sondern häufig auch die Abhänge mit Steintrümmern bedeckt und dann der Verjüngung des Waldes erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Die Böden des oberen Lias und des braunen Jura schließen sich bezüglich ihrer Ertragsfähigkeit für die Holzzucht den besseren Abänderungen des unteren Lias an. Der Boden des weißen Jura an der Alb endlich ist am unteren Theil der Hänge, wo er genügende Tiefe erlangt, zumal bei nördlicher Lage, einer der besten Waldböden, am oberen Theil dagegen flachgründig, steinig und sehr mager.

Das Klima ist zwar im Ganzen dem Holzwuchs nicht ungünstig, doch sind Spätfröste, besonders im Schönbuch, häufig, und Buche, Eiche, Esche, Fichte leiden von ihnen stark und oft bis in den Sommer hinein. Außerdem beeinträchtigt das feuchtkalte Klima im Innern des Schönbuchs die Fruchtbarkeit der Waldbäume, so daß Samenjahre bei der Buche seltener sind und geringeren Ertrag liefern, als anderwärts,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_137.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)