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können. Erst die beinahe gänzliche Entvölkerung der Schönbuchorte in Verbindung mit fast völliger Ausrottung des Wildes, welche im Laufe des 30jährigen Kriegs eintrat, verschaffte dem Wald für einige Zeit Ruhe; viele verödete Flächen überzogen sich damals wieder mit Holz und es entstammen z. B. die meisten stärkeren Eichen, welche der Schönbuch noch jetzt aufzuweisen hat, jener Zeit. Bald aber und besonders im 18. Jahrhundert kehrten mit dem früheren Stand der Bevölkerung die alten Mißhandlungen des Waldes zurück und unter den Herzogen Karl Alexander und Karl Eugen erreichte auch der Wildstand zum mindesten wieder die frühere Höhe. Zwar wurden auf’s Neue Versuche gemacht, dem Ruin des Schönbuchs, in Folge dessen sämtliche Abgaben von Gerechtigkeits-Brennholz vom Jahre 1734 auf die Hälfte des bisherigen Betrags hatten vermindert werden müssen, durch künstliche Anzucht geeigneter Holzarten entgegenzuwirken, was bei dem hohen Wildstand nur unter dem Schutz kostspieliger Umfriedigung ganzer Waldtheile möglich war, und um 1759 berief Herzog Karl Eugen zu diesem Zwecke sogar einen eigenen „Holz-Planteur“ aus Cleve, welcher unter anderem im Jahre 1760 einen 557 Morgen großen Bezirk „im Bärloch“ zwischen Dettenhausen und Lustnau einzäunte, mit „gemischtem Laub- und Nadelholz“ bepflanzte, aber trotz angeblich günstigen Erfolgs seiner Bemühungen schon im Jahre 1767 „zu etwelcher Erleichterung der herzoglichen Rentkammer“ wieder entlassen wurde. Die Kulturen, welche besonders auch in den kirchenräthlichen Waldungen zur Ausführung kamen, lieferten einzelne vollkommenere Nadelholzbestände und der gleichfalls in die Mitte des vorigen Jahrhunderts fallende Übergang von fehmelweiser Ausnutzung zur zumaligen Verjüngung größerer Waldtheile durch Samenabfall brachte, wo diese unter dem Schutz von Umfriedungen stattfand, mehrere gut bestockte Buchenhochwaldungen hervor, hatte auch im allgemeinen die Wirkung, daß die Laubholzbestände im Schönbuch, mit Ausnahme der ehemaligen Weiden, bei aller Unvollkommenheit doch eine gewisse Gleichförmigkeit im Alter selten vermissen lassen und nicht, wie anderwärts, das Gepräge früherer Mittelwaldwirthschaft an sich tragen. Im großen Ganzen aber blieben die Wirkungen der Weide, des Holzfrevels und des Wildstandes, zu welchen sich auf Grund landesherrlicher Vergünstigung[1] nun auch noch verderbliche Laubstreuentziehungen gesellten, viel zu übermächtig. Der traurige Zustand des Schönbuchs veranlaßte gegen das Ende des 18. Jahrhunderts mehrere kommissarische Untersuchungen,


  1. Communordnung vom 1. Juni 1758. Cap., 3. Abschn. 7. §. 9.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)