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allgemeinen, energischen und erfolgreichen Kulturbetrieb und Beschränkung der verderblichen Laubstreu-Nutzung auf Nothfälle zeichnen sich die Gemeinden Tübingen und Lustnau, durch ihren Kulturbetrieb auch die Gemeinde Walddorf aus.

Der Forstschutz läßt bei den meisten Gemeinden viel zu wünschen übrig.

Die Privatwaldungen werden, wo sie mit Laubholz bestockt sind, in der Regel gleichfalls als Mittel- und Niederwald, sonst wohl auch fehmelweise behandelt. Einer geordneten Wirthschaft steht bei ihnen die starke Zerstückelung des Waldgrunds im Wege, auch leiden sie meist unter rücksichtsloser Ausübung der Streunutzung.

Der jährliche Holzertrag der Waldfläche im Bezirk beträgt mit Ausschluß des Stock- und Leseholzes gegenwärtig 7726 Klafter, 392.800 Wellen oder 11.654 sogenannte Massenklafter à 100 Cub.′, wovon 4220 Klafter, 172.100 Wellen oder 5941 Massenklafter auf die Staatswaldungen, 3506 Klafter, 220.700 Wellen oder 5713 Massenklafter auf die übrigen Waldungen kommen. Der jährliche Durchschnittsertrag vom Morgen berechnet sich hienach für die gesamte Waldfläche auf 0,3 Klafter mit 15 Wellen oder 0,45 Massenklafter, für die Staatswaldungen (durchaus Hochwald) auf 0,34 Klafter mit 14 Wellen oder 0,48 Massenklafter[1], für die übrigen Waldungen (vorwiegend Nieder- und Mittelwald) auf 0,26 Klafter mit 17 Wellen oder 0,43 Massenklafter. Diese Erträge stehen erheblich unter denjenigen, welche bei voller Bestockung zu erwarten sind, und lassen bei fortgesetzter Sorge für die Verbesserung des Bestandes und Hebung der Bodenkraft eine namhafte Steigerung, bei den Staatswaldungen um immerhin 40 Prozent hoffen. Die bei vollkommener Bestockung erfolgenden, sogenannten Normalerträge können für die verschiedenen Abstufungen der Standortsgüte mit Einschluß des Reißigs im Durchschnitt jährlich angenommen werden bei den Laubholzhochwaldungen zu 0,5 bis 0,7, bei der Forche zu 0,5 bis 0,9, bei der Fichte zu 0,6 bis 1,0, bei den Mittelwaldungen zu 0,35 bis 0,45 Massenklaftern. Fügt man dem dermaligen Ertrag an Klafterholz und Reißig noch den Ertrag an Stock- und Wurzelholz mit ungefähr 15 Proz. des Klafterholzes, d. h. mit 1160 Klaftern, sowie denjenigen an Leseholz mit etwa 25 Prozent des Reißigs oder mit 100.000 Wellen hinzu, so kommt auf 1 ortsanwesenden


  1. Der durchschnittliche Jahresertrag von sämtlichen Staatswaldungen des Landes betrug im Jahr 1863 ohne Reißig vom Morgen 0,54 Klafter.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)