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Archiv, ist ebenfalls netzgewölbt und von der Kirche aus durch eine ganz neue steinerne Prachttreppe zugänglich. Der zweite Sakristeiraum, ein späterer niedriger gothischer Anbau, die eigentliche Sakristei, ist auch netzgewölbt und an den Wänden hängen kleine Ölbilder früherer Pröbste und Geistlichen, darunter das sehr ausdrucksvolle des alten Crusius. [1]

3. Die in den Jahren 1841/45, nach dem Entwurf des Oberbauraths Barth mit einem Aufwand von 180.000 fl. in großartigen Verhältnissen erbaute neue Universität liegt frei am Ende der Wilhelmsstraße und besteht aus einem dreistockigen Hauptgebäude und zwei freistehenden zweistockigen Flügelbauten. Die Gebäude sind in einfach-edlem antikem Stil aus Sandsteinquadern aufgeführt, und in den Mitten ihrer Schauseiten, wo sich auch die Eingänge befinden, durch Balkone, die auf Säulen ruhen, ausgezeichnet. Das Innere enthält in der Mitte einen durch zwei Stockwerke gehenden, schön ausgemalten Saal für akademische Feierlichkeiten, 14 Hörsäle, einen Prüfungssaal, einen Sitzungssaal für den Senat, und die erforderlichen Kanzleizimmer. Die Senats- und Fakultätszimmer sind mit Bildnissen der Professoren von der Zeit der Stiftung der Universität bis auf unsere Tage geschmückt. Der östlich vom Hauptgebäude gelegene Bau enthält das chemische Laboratorium nebst Hörsaal und Professorenwohnung, der westlich gelegene den botanischen Hörsaal und Professorenwohnung.

4. Das evangelische Seminar oder das Stift, an der Neckarhalde gelegen, besteht aus dem alten und dem neuen Bau und enthält noch bedeutende Reste des früheren Augustinerklosters (s. unten). Der alte Bau, ein alterthümliches vierstockiges Gebäude steht mit der Nordseite in dem alten inneren Stadtgraben, sogenannten Bärengraben, und erhielt seine jetzige Gestalt im Jahr 1560; er enthält gegen Osten die jetzt zur Bibliothek eingerichtete Kirche, an deren mit Strebepfeilern versehenem polygonem Chorschluß zwei Inschriften mit der Jahreszahl 1513 angebracht sind. Im untersten Stockwerke befindet sich eine alte gothische Halle, die gegenwärtig als Holzmagazin benützt wird. Der viel tiefer gelegenene sogenannte neue Bau lehnt sich an den alten Bau an und schließt einen viereckigen


  1. Die ältere Literatur über die Grabschriften und Denkmäler der Kirche s. bei Moser-Spittler Wirt. Bibliothek S. 560–562; hiezu noch. Gottfr. Fried. Kümmerle, Anzeige derjenigen Grabschriften und Denkmäler, welche in und neben der Stifts- oder St. Georgenkirche wie auch in der Schloß- und St. Jacobskirche zu Tübingen befindlich sind. Tübingen 1827.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)