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Aussicht in das Neckar- und Steinlachthal, wie an einen Theil der Alb.

2. Das eigentliche Uhland’sche Haus, in welchem Uhland viele Jahre lebte und 1862 starb, steht mit der Vorderseite gegen die Neckarbrücke; es wurde im Jahr 1829 von dem Professor der Baukunst Heigelin für den damaligen Kanzler v. Wächter erbaut und 1836 an Uhland verkauft.

3. Bei der Kirchenstaffel steht das Haus (Nro. 67) des Nikodemus Frischlin, von dem ein bedeckter Gang auf den Stiftskirchenplatz führt.

4. Die sog. Klause, ein ehemaliges Beguinenhaus, auf der rechten Seite des Ammerkanals, unfern des Spitals gelegen.

5. Das ehemalige, nun in Privathände übergegangene Wag- und Salzhaus steht dem alten Rathhaus gegenüber und zeigt noch jetzt das Tübinger Wappen mit der Jahreszahl 1477. Unweit davon stand das städtische Zeughaus (s. oben), unterhalb desselben die sog. „alte Eiche“, dicht an der Ammer der Marstall etc.

Abgegangene bemerkenswerthe Gebäude sind: Das Nonnenhaus (ehemals Blaubeurer Hof) im nordöstlichen Theil der Stadt, ein abgegangenes Frauenkloster, bei dem auch ein der h. Ursula geweihtes Kirchlein stand.

Außerhalb der Stadt standen mehrere, durch die Reformation eingegangene Kapellen: St. Wendel am Neckar, St. Antonius und St. Sebastian vor dem Schmiedthor an der Ammer, St. Urban wahrscheinlich am Schloßberg und St. Nicolai auf der Zelg Wendfeld (1296 Wemmenvelt, 1339 Wemvelt) beim Wankheimer Thälchen.[1] Hier bestund ein Hof, welchen die Grafen Eberhard und Rudolf von Tübingen 1296 an Albrecht Becht, Bürgermeister von Reutlingen, verkauften (Schmid Urk. 57). Von ihm kam er bald wieder in andere Hände; Rüdiger von Wurmlingen veräußerte 1339 die Vogtei darüber an das Kloster St. Blasien auf dem Schwarzwald und an Heinrich Widemaier, Bürger zu Tübingen (eb. 218). Von diesen kam er an den Tübinger Spital, der noch 3 Morgen Acker auf dem Wemfeld (auch Wennfeld) besitzt.

Noch haben wir das schön gelegene sog. Schlößchen zu erwähnen, welches sich der um Tübingen so verdiente Professor Joh. Osiander († 1724) als Sommerhaus auf einer Anhöhe nördlich der Stadt


  1. Daß sie Pfalzgraf Rudolf zum Andenken an seinen 1164 über Welf VII. erfochtenen Sieg erbaut habe, ist blos Sage. Schmid Pfalzgr. 85.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_238.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)