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der Thalebenen und der nördlich von der Stadt gelegenen Hochebene, meist aus Thalgehängen, die größtentheils steil abfallen und auf den sommerlichen Seiten für den Weinbau, auf der winterlichen für den Waldbau benützt werden.

Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, jedoch sehr verschieden; im Neckar- und Steinlachthal herrschen Sand und Geschiebe vor, letztere werden stellenweise so häufig, daß sie den Boden unergiebig machen. Die Ammerthalebene ist moorgründig, so daß an einzelnen Stellen, z. B. am Weilerbach, Torf gestochen werden kann, der jedoch nicht in den Handel kommt. An den flachen Ausläufern der Thalabhänge lagert ein fruchtbarer Lehm, der gegen die Thalgehänge allmählig schwerer, thoniger wird und an den Gehängen selbst in Keupermergel oder in einen starken Thonboden (Verwitterung des Keupermergels) übergeht. Auf den Anhöhen ist der Boden theils sandig (Verwitterung des Stubensandsteins), theils schwer und gebunden (Verwitterung der oberen Keuperletten).

Auf der Anhöhe nordöstlich der Stadt wird Liaskalkstein zu Pflastersteinen gebrochen, auf dem Österberg baut man den weißen Keupersandstein (Stubensandstein) zu Bausteinen und Fegsand ab; ferner sind 2 sehr bedeutende Lehmgruben angelegt und eine Töpfergrube befindet sich beim Ursprung des Käsenbachs. Sand und Kies gewinnt man am Neckar und an der Steinlach. Gips wurde früher am Ammerberg gebrochen.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und unterstützen den Anbau aller in Württemberg vorkommenden Kulturgewächse; übrigens bringt die Nähe des Schwarzwaldes und der Alb im Frühjahr und Herbst häufige Nachtfröste, die nicht selten dem Weinstock und der Obstblüthe verderblich werden. Hagelschlag kommt seltener vor und trifft die Markung nie ganz, indem die Höhe von Eckenweiler im Oberamt Horb nach Schüblers Beobachtungen eine Wetterscheide, welche die Gewitter bei Tübingen bestimmt, bildet. Von da aus nehmen die Gewitter entweder ihre Richtung in das Neckarthal oder in das Ammerthal, wozu dann auch noch eine untergeordnete Wetterscheide, der zwischen beiden Thälern hinziehende Ammerberg (Spitzberg), wesentlich beiträgt, und so kommt es, daß wenn es im Ammerthal hagelt, das Neckarthal verschont bleibt und umgekehrt; indessen ist Hagelschlag im Ammerthal häufiger als im Neckarthal. Nebel, die vom Neckar aufsteigen, sind häufig und halten länger an als anderwärts, weil das bei Kirchentellinsfurth enger werdende Neckarthal eine freie Luftströmung nicht gestattet; häufig ist daher das Neckarthal noch

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_249.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)