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stand die längst abgegangene Ödenburg, ein Vorwerk der alten Pfalz. Bereits verfallen wurde sie im Jahr 1291 durch die Grafen Götz und Eberhard von Tübingen wieder aufgebaut (Sindelfinger Chronik). Aber bereits im Jahr 1310 war sie wieder in Abgang gekommen (desertum castrum vulgo Oedenburg 1310 bei Schmid Pfalzgr. 259). Heut zu Tag sind nur noch die ehemaligen Burggräben erkenntlich. Auch auf der rechten Seite des Neckars soll auf einem Bergvorsprung, bei der Burgsteig, eine Burg gestanden sein.

Von abgegangenen Orten nennen wir: den obern und untern Herbstenhof (so genannt nach Barth. Herbst, welcher diese Anlage machte und auf ihr 1589 starb), die auf der Waldhauser Höhe lagen; sie waren Eigenthum der Stadt und bestanden noch Anfangs des vorigen Jahrhunderts.

Aus der Geschichte des Kirchenwesens heben wir Folgendes hervor:

Im Jahr 1191 tritt ein hiesiger Pfarrer, Albert, in die Geschichte ein (Wirt. Urk. Buch 2, 271. Schmid Pfalzgr. 103, 54). Hiesiger Kirchrektor war 1283 u. ff. Konrad von Gundelfingen (Mone Zeitschr. 3, 432).

Mit einer Kapelle wurde das hiesige Schloß wohl bei dessen frühestem Aufbau versehen. Die erste erhaltene Erwähnung derselben fällt ins Jahr 1188, als ante capellam Twingen der Graf Burkhard von Hohenberg die Bewidmung des Klosters Bebenhausen durch den Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen hundert Rittern verkündigte (Wirt. Urk. Buch 2, 255). Nachdem sie eine bloße Kaplanei gewesen war, stellte 1481 Graf Eberhard im Bart dem Pabst Sixtus IV. vor, es sei ihm und seinen Hofleuten gar zu beschwerlich und Nachts auch gefährlich, in die Stiftskirche hinunter zu gehen. Daher wünsche er, daß die Schloßkapelle zur Pfarrkirche St. Johanns und St. Pauls erhoben werde; zur Besoldung des Pfarrers könne man die Einkünfte der Kirche auf dem St. Floriansberge bei Metzingen verwenden, da dieselbe neuerer Zeit eingegangen und ohne Pfarrkinder sei. Der Pabst gewährte die Bitte. Da das damalige Stift der Brüder des gemeinsamen Lebens zu Urach die Pfarrkollation der Florianskirche gehabt hatte, erhielt es die Schloßkirche inkorporirt und wählte den Stiftsbruder Wendel Steinbach zum Pfarrer (1482), welcher die Seelsorge der Besatzung und der Einwohner im Schlosse wie im Zwinger erhielt. Die Kirche bekam Taufstein und Begräbnißrecht und wurde durch Eberhard von Steuer, Boden, Schatzung etc. gefreit. Die Pfarrwohnung war im hintern Theil des Schlosses zwischen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_272.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)