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müssen. Dasselbe enthält einen amphitheatralisch gebauten Hörsaal für etwa 200 Zuhörer, einen zweiten mit Tischen und einen Präparirsaal. Eine ziemlich reiche Sammlung von Präparaten zur Entwicklungsgeschichte und Pathologie ist in einem Saale des oberen Stockwerks aufgestellt. Etat: 3925 fl. Dem physiologischen Institut sind auch einige Zimmer in dem Anatomiegebäude eingeräumt; da aber dieselben ganz ungenügend zur Aufstellung der Apparate und Ausführung von Versuchen sind, die ein größeres Material bedürfen, so ist im Jahr 1865 die Errichtung eines besonderen Gebäudes beschlossen worden und dasselbe auch bereits der Vollendung nahe. Jetziger Etat: 600 fl.

Das Krankenhaus wurde in den Jahren 1842–46 in der Nähe des botanischen Gartens und des Universitätshauses neu erbaut und enthält in drei Stockwerken Raum für etwa 100 Kranke, zwei Hörsäle, und Wohnung für Hausmeister, Assistenzärzte und Krankenwärter. Den Vorständen sind keine Wohnungen vorbehalten. Der Raum zu ebener Erde ist für Wirthschaftsgelasse u. dgl. bestimmt, der zweite Stock für die medicinische und der dritte für die chirurgische Abtheilung. Der Raum zeigt sich aber häufig ungenügend, besonders in der chirurgischen Abtheilung, und es ist deßwegen neuerlich die Errichtung eines weiteren Stockwerks oder eines besonderen Hauses für dieselbe angeregt worden. Der jährliche Aufwand von 19.600 fl. wird ganz aus dem Universitätsetat bestritten, da das Krankenhaus eine rein akademische Anstalt ist. Die Aufnahme der einzelnen Kranken hängt daher nur von den Vorständen ab. Außer der auf dem Universitätskrankenhaus beruhenden Klinik besteht auch noch eine besondere, einem eigenen Vorstand und Assistenzarzt untergebene Poliklinik. Die geburtshilfliche Klinik hat ihren Sitz in dem alten Krankenhaus am Neckar, und hat 28 Zimmer mit etwa 55 Betten zur Verfügung. In demselben Gebäude hat auch der Vorstand seine Wohnung. Der Etat beläuft sich auf 8966 fl.

Außer den obenerwähnten zoologischen und mineralogischen Sammlungen ist auch eine technologische Modellsammlung vorhanden, welcher das ehemalige Kanzlershaus in der Münzgasse eingeräumt ist. Sie wurde im Jahr 1827 begonnen und ist allmählig zu einer sehr reichen Sammlung technischer Modelle herangewachsen, welche ein schönes Material zum geschichtlichen Studium der Technik darbieten. Etat 975 fl.

Bei der letzten Feststellung des Finanzetats für Württemberg wurde der Staatszuschuß für die Universität zum Behuf einer durchgängigen Erhöhung der Besoldungen und Erweiterung der Institute um 24.000 fl. erhöht, und beläuft sich jetzt auf 160.050 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_309.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)