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hier verfertigt und meist nach Stuttgart verkauft; Gemüse und Obst geht ebendahin.

Eine Mühle mit zwei Mahl- und einem Gerbgang, die jedoch wegen Mangels an Wasser einen großen Theil des Jahres still steht, liegt unterhalb des Ortes an der Schaich; drei Schildwirthschaften und vier Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse gehören nicht zu den günstigen; ein Drittheil der Bürger hat fast gar keinen Grundbesitz und lebt von Taglohnarbeiten; der begütertste Bürger besitzt 32, der Mittelmann 4–9 Morgen Feld; ziemlich viele, hiesigen Ortsbürgern gehörige Güterstücke liegen auf den Markungen von Weil im Schönbuch und Waldenbuch.

Die ausgedehnte, zum größeren Theil mit Wald bestockte Markung ist, soweit sie für den Feldbau benützt wird, mit Ausnahme der auf der Anhöhe gelegenen Güter ziemlich uneben und bildet die mehr oder weniger geneigten Abhänge des Schaichthals.

Der Boden ist im allgemeinen unergiebig und besteht an den Gehängen meist aus den Zersetzungen des Stubensandsteins, dem eine mäßige Mischung mit Lehm zukommt und der in ganz unbedeutender Tiefe von dem nicht selten an die Oberfläche tretenden Stubensandstein unterlagert wird. Auf der Anhöhe herrscht Lehm vor, dem in geringer Tiefe der Liaskalk folgt, wodurch ein sogenannter naßkalter Boden entsteht. Wegen der ziemlich hohen Lage und der nahen weitgedehnten Waldungen ist das Klima etwas rauh, die Nächte sind auch im Sommer kühl und Frühlingsfröste wie auch kalte Nebel schaden häufig der Obstblüthe und feineren Gewächsen, sogar der Roggen hat schon Noth gelitten. Hagelschlag kommt zuweilen vor.

Unter diesen ungünstigen natürlichen Verhältnissen kann sich der landwirthschaftliche Betrieb, trotz dem Fleiße der Einwohner, nicht so heben wie in günstiger gelegenen Gegenden. Man baut hauptsächlich Dinkel und Haber und in der Brache sehr viel Kartoffeln, deren Anbau am lohnendsten ist, außer diesen werden Futterkräuter, Rüben, Kohlraben, Angersen und ziemlich viel Flachs gebaut; letzterer wird häufig verarbeitet und entweder als Garn oder als Tuch nach Stuttgart und Tübingen abgesetzt. Das Getreideerzeugniß reicht für das Bedürfniß der Einwohner nicht, daher noch vieles von außen bezogen werden muß.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, das erzeugte Futter aber wegen des meist trockenen mageren Bodens gering und leicht; einzelne

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_362.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)