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des Petrus und des Johannes angebracht. Die hübsche große Orgel steht auf der Empore des Chores und verdeckt ihn zum Theil; an der Südwand des Schiffes befindet sich ein großes Kruzifix und eine beachtenswerthe steinerne Grabplatte mit der Inschrift: Anno domini 1552 auf den 9. tag julii starb der edel und vest Sigmund herter von hertnek; darunter ist groß sein Wappenschild ausgemeißelt. Ferner steht am spitzbogigen Triumphbogen, verziert mit den Wappen der Verstorbenen, das Grabmal des Pfarrers Andreä und seiner Frau, gestorben 1576; auf dem Chorboden liegt eine nicht mehr leserliche gothische Grabplatte. Der Taufstein ist alt und hohl. Die südlich angebaute mit schöner eisenbeschlagener Thüre verschlossene Sakristei hat ein Netzgewölbe, deren Schlußsteine einen Christuskopf und eine Rosette zeigen. Auf dem unten mit hohem Tonnengewölbe versehenen Thurme hängen 3 Glocken; die größte hat als Umschrift die Namen der 4 Evangelisten und die Jahreszahl 1522; die mittlere, viel kleinere: Christian Ludwig Neubert goß mich in Ludwigsburg anno 1763; die dritte, mit der Jahreszahl 1791, hängt außen auf dem Thurme und ist ein Geschenk des hiesigen Bürgers Tritschler.

Die Baulast der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der ausgedehnte, noch ummauerte Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das hoch und freundlich gelegene Pfarrhaus hat der Staat zu unterhalten.

Von der alten Burg, auf deren malerischen Resten jetzt das dreistockige stattliche Rathhaus, ein tüchtiger Eichenholzbau, steht, hat sich ziemlich viel erhalten. Diese Reste liegen auf einem kleinen Hügel am Nordende des Dorfes und sind fast noch ganz mit Wall und Graben umgeben, innerhalb welchen die Umfassungsmauern der Burg, aus gewaltigen Buckelsteinen aufgeführt, in unregelmäßigem Sechseck, meist bis auf Stockhöhe sich erheben. Gegen Norden hin ist die Mauer am niedrigsten, an der Südostecke aber steht noch das untere Geschoß eines Thurmes; es ist ganz aus riesigen Buckelquadern erbaut und hat einen schönen rundbogigen tonnengewölbten Durchgang mit breiten Gurten am Gewölbe; der Ein- und Ausgangsbogen selbst ist gedrückt spitzbogig, das Ganze trägt das Gepräge hohen Alterthums; an einem Buckelsteine befindet sich als Steinmetzzeichen ein Halbkreis. Der steinerne erste Stock des theilweise auf die uralten romanischen Mauern gestellten Rathhauses stammt auch noch aus alter Zeit. In der Nähe des ehemaligen Schlosses wird eine Stelle „auf der Kappel“ genannt; hier stand ohne Zweifel eine zum Schloß gehörige Kapelle.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_368.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)