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die jedoch nicht nach außen arbeiten, sind Schmiede, Schuhmacher, Schneider, Bäcker und Wagner am meisten vertreten.

Eine Papierfabrik und eine Ziegelhütte bestehen; ferner drei Mahlmühlen mit acht Mahl- und drei Gerbgängen, eine Sägmühle, eine Ölmühle und eine Hanfreibe; dann sind im Orte vorhanden 13 Schildwirthschaften, drei Bierbrauereien, 10 Kauf- oder Kramläden. Zwei Frachtfuhrleute fahren nach Reutlingen.

Die große Markung liegt getrennt von dem übrigen Oberamtsbezirk, umgeben von den Oberämtern Reutlingen und Rottenburg; sie ist größtentheils, namentlich im Süden und Osten sehr bergig, weil hier ein Theil des Steilabfalls der Alb und ihrer Vorberge in dieselbe eingreift, im nordwestlichen Theil dagegen bildet sie eine fruchtbare Ebene.

Die Bodenverhältnisse sind sehr verschieden; die Felder auf der Hochebene der Alb bestehen meist aus einem humusreichen Kalkboden (Verwitterung des weißen Jura), am Fuß der Alb haben sich losgewordener weißer Juraschutt und ziemlich fruchtbare Zersetzungen des jüngern Süßwasserkalks abgelagert, oder treten die minder günstigen Zersetzungsprodukte des braunen Jura auf; im nordwestlichen Theil erscheint ein fruchtbarer etwas gebundener Lehm, der in geringer Tiefe von Kalkgestein unterlagert wird. In der Thalebene lagern Alluvionen, die den Wiesenbau, in Verbindung mit der ihm zukommenden Wässerung sehr begünstigen. Im allgemeinen ist die Markung, von der ein großer Theil als Wald und Weide dient, für die bedeutende Einwohnerzahl viel zu klein. Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben betrieben, dieselbe erfordert vielen Fleiß, weil ein großer Theil der Felder an den Bergabhängen oder auf der entlegenen Hochebene liegt; auch muß den abhängig gelegenen Feldern durch kräftige Düngung nachgeholfen werden, indem der taugliche Boden häufig durch starke Regengüsse oder schnellen Schneeabgang weggeschwemmt wird. Von der Bestellung des Feldes ist hier dem weiblichen Geschlecht ein größerer Theil zugewiesen als in andern Orten, weil viele Männer und Jünglinge des Handels wegen längere Zeit vom Ort abwesend sind. Der Suppinger Pflug ist eingeführt und die Gemeinde hat eine Walze zum allgemeinen Gebrauch angeschafft. Das Doppeljoch ist beinahe ganz abgegangen.

Zum Anbau kommen Dinkel, Haber, weniger Gerste, Kartoffeln, viel dreiblättriger Klee, Angersen, gelbe Rüben und für den eigenen Bedarf Hanf, auch Setzwaare, wie Kohlraben und Angersen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_380.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)