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Schweinezucht besteht nicht und die Ferkel von verschiedener Race werden von außen bezogen und meist für den eigenen Bedarf, theilweise auch zum Verkauf, aufgemästet.

Ziegen werden etwa 220 Stücke gehalten, während die Zucht des Geflügels und der Bienen von keinem Belang ist.

Die Fischerei in der Wiesaz gehört dem Staat, der sie um 36 kr. jährlich verpachtet; das Flüßchen führt nur Forellen, deren Zahl in neuerer Zeit sehr abgenommen hat.

Der Ort hat das Recht alljährlich im Monat Mai einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten, der jedoch von keiner Bedeutung ist.

An Stiftungen sind 2500 fl. vorhanden, deren Zinse zu Austheilungen von Brod, Schulbüchern und zu Gottesdienstbedürfnissen verwendet werden.

Von Resten aus der Vorzeit sind zu nennen: die Burg auf dem Stöffelberg, die auf der äußersten Spitze des Bergs gleichen Namens stand; sie ist beinahe spurlos verschwunden und nur vier hintereinander quer über den Bergrücken laufende Gräben, welche die von Natur allein zugängliche Ostseite vertheidigten, sind noch sichtbar.

Die alte, etwa 600 Schritte lange Schanze, welche quer über den Bergrücken östlich von dem eigentlichen Roßberg geführt ist, scheint ein Werk der Römer zu sein, das zur großen Vertheidigungskette am oberen Rand der Alb gehörte. Der gegen Osten gerichtete Graben ist 31/2′ tief, 3′ breit und zeigt in seinem Rücken noch eine wallartige Erhöhung. Westlich vom eigentlichen Roßberg erhebt sich der kleine Roßberg, der dem ersteren an Höhe nicht gleich kommt und wie jener dem Schemberg (auch Schönberg) ebenfalls aufgesetzt ist; auf ihm finden sich Spuren von einem Graben und Wall und an seinem östlichen Fuße zwei Brunnen. Vor etwa 70 Jahren sind hier irdene Deuchel, vermuthlich Reste einer alten Wasserleitung, aufgefunden worden.

In Gönningen kommt die Benennung „Heugesträß“ d. i. Hochgesträß vor, was zur Vermuthung berechtigt, daß durch den Ort eine Römerstraße führte, die das Wiesazthal hinauf, über die Flur Ramstall nach Genkingen und von dort gegen Willmandingen ihren Zug hatte.

Auf der nordöstlich von Gönningen gelegenen Flur „Unterhof“, wo nach dem Namen zu schließen, vermuthlich Gebäude standen, wurde ein Reihengrab, das neben dem Skelett ein Schwert enthielt, aufgefunden. Auch die Flurnamen „Oberhof, Groß- und Klein-Örlach,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_382.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)