Seite:OATuebingen 389.png

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zeigen sich nicht mehr. Die Einwohner sind fleißig, betriebsam, sparsam und lassen es sich in ihrem Berufe, der sie spärlich ernährt, sehr sauer werden; bei den meisten zeigt sich Ordnungsliebe und kirchlicher Sinn. Volkbelustigungen sind bis auf das Eierlesen abgegangen; bei einem Theil der Leute besteht noch die ländliche Volkstracht nach Art der angrenzenden Gäubauern. Die Hauptnahrungsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Gewerbe. Von den Gewerbetreibenden arbeiten Zimmerleute, Maurer und Gipser nach außen, Holzhauer den Winter über in den Staatswaldungen; auch werden viele Besen hier gebunden und nach Tübingen abgesetzt. Eine Schildwirthschaft und zwei Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittelmäßigen; der begütertste Bürger besitzt 36 Morgen, der Mittelmann 14 Morgen, der ärmere 11/2 Morgen Grundeigenthum. Manche den Ortsbürgern gehörige Güter liegen auf Tübinger, Unterjesinger und Entringer Markung. Die nicht große Ortsmarkung bildet mit Ausnahme der nächsten Umgebung des Dorfes ein ziemlich unebenes, von engen tiefen Thälern durchzogenes obst-, getreide- und waldreiches Land, dessen mittelfruchtbarer Boden theils aus einem nicht tiefgründigen Lehm, theils aus den Zersetzungen des grobkörnigen Keupersandsteins besteht. Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Kompost und Asche in Anwendung. Zwei Lehm- und eine Sandgrube sind vorhanden. Wegen der nahen Waldungen und der hohen Lage ist das Klima etwas rauh und die Nächte auch den Sommer über meist kühl, daher Frühlingsfröste ziemlich häufig. Hagelschlag kommt sehr selten vor.

Die Landwirthschaft wird im allgemeinen gut betrieben und in neuester Zeit macht sich der Brabanterpflug geltend und wird bald den deutschen Wendepflug vollends ganz verdrängen; auch ist eine Gemeindewalze vorhanden.

Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne, Esper, Wicken), Kohlraben, Rüben, Erbsen, Linsen, Ackerbohnen, und von Handelsgewächsen Hanf und etwas Flachs, jedoch nur für den eigenen Bedarf. In neuester Zeit hat die Gemeinde einige Güterstücke mit Hopfen anpflanzen lassen. Von dem Getreideerzeugniß kann nur wenig auswärts verkauft werden.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau, dem keine Wässerung zukommt, liefert ein gutes nahrhaftes Futter. Der Weinbau, welcher sich mit Sylvanern, Elblingen, Affenthalern und Klevnern beschäftigt, ist unbedeutend, liefert aber einen ziemlich guten Wein und zwar in günstigen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_389.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)