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Schulmeisters; überdieß ist noch ein zweiter Schulmeister und ein Unterlehrer an der Schule angestellt.

Das Rathhaus ist schon ein älteres Gebäude und trägt die Jahreszahl 1785.

Dann befindet sich am südöstlichen Saume des Dorfes das sog. Schloß, das im Jahr 1602 samt den dazu gehörigen Gütern von Herzog Friedrich von Württemberg an Peter v. Imhof zu Urach verkauft wurde, bei welcher Familie es bis 1742 blieb. Später kam es an einige adelige Familien, worunter die v. Gaisberg, bis es im Jahr 1776 an hiesige Bauern verkauft wurde. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert, steht am Ende eines ausgedehnten Gartens, der von einer alten, hohen, theilweise noch mit Schießscharten versehenen Mauer umschlossen wird, und ist ein großes dreistockiges Gebäude mit steinernem erstem Stock, starkem Eichenbalkenwerk in den höheren Geschossen und mächtigem Giebel. Unten in der weiten Flur tragen achteckige Steinpfeiler die theilweise noch bemalte Eichenbalkendecke; an der Nordseite des Schlosses tritt ein hübscher, halbachteckiger Ausbau hervor. Im Westen steht das dazu gehörige sog. Schlößle, auch noch im Renaissancestil gehalten und mit steinernem, von reichgegliederten Rundbogenthüren durchbrochenem Unterstock.

Links an der Straße nach Altenburg steht ferner noch im Dorfe, gegenüber dem Schloßgarten, eine alte steinerne Scheune mit zwei sehr großen Einfahrtthoren und einem Renaissancebaldachine, in dessen Fries ein Wappenschild mit einem Steinmetzzeichen und die Jahreszahl 1554 zu sehen ist.

Ein Armenhaus besteht.

Gutes Trinkwasser liefern 4 laufende und 16 Pumpbrunnen; bei anhaltender Trockenheit tritt Wassermangel ein und das Wasser muß dann von dem sog. Weiherbronnen, der einzigen Quelle außerhalb des Ortes, geholt werden.

Über die Markung fließen der Neckar, die Echaz, der Boppelenslochbach und der Schlierbach; bei ihrem Austreten verursachen sie oft beträchtlichen Schaden.

Eine Wette ist vorhanden.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Lustnau, Einsiedel, Pliezhausen, Walddorf, Wannweil, Degerschlacht, Sickenhausen und Altenburg.

Der Ort hat eine Eisenbahnstation mit Postexpedition, die im Echazthal unfern der Einmündung der Echaz in den Neckar in einem ansprechenden Stile hingebaut ist.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_410.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)