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halber zur Hälfte eingefallen war) 1434. (Crusius Annal. Suev. 3, 210. 211. 280. 362.)[1]

In früheren Zeiten war der hiesige ev. Pfarrer zugleich Specialsuperintendent des Bebenhäuser Sprengels.


Mähringen,

Gemeinde III. Klasse mit 647 Einwohnern, worunter 7 Kath. und 5 eig. Konf. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Tübingen eingepfarrt. 11/2 Stunden südöstlich von Tübingen gelegen.

Der große Ort hat eine hohe und schöne Lage auf der Hochfläche (den Härdten) zwischen dem Echaz- und dem Steinlachthale, am Anfange des gegen Nordost ziehenden ganz flachen Lumpenbachthälchens. Die stattlichen, mit geschnitztem Balkenwerk und zierlichen Blumenbrettern geschmückten Häuser verrathen große Wohlhabenheit und liegen in malerischen Gruppen weit von einander verstreut an den breiten reinlichen und gekandelten Straßen. Schöne Obstbaumwiesen, den ganzen Ort umgebend, treten überall in den Lücken an die Straßen heran und hübsche Blumengärtchen liegen vor den rebenumrankten Häusern und vollenden das ansprechende freundliche Aussehen des Dorfes. Dazu hat man von hier aus, wie auch von der nahen sogenannten Schweige, einen herrlichen Blick an die ganze Kette der Alb.

Die Kirche steht am Südende des Dorfes im großen noch ummauerten früheren Friedhof; ihr Schiff ist an der Westseite noch altromanisch; hier vertieft sich ein großes, dreimal sich einstufendes, vom kräftigen Wulste des Sockels umfaßtes Rundbogenportal; der schön gehaltene, wenig steile Giebel der Westseite stammt noch aus frühgothischer, das schmucklose Schiff dagegen aus neuerer Zeit; auf einem in seine Südseite eingemauerten Steine liest man 1530. Der im Osten stehende, in den untern Geschossen frühgothische Thurm vertritt die Stelle des Chors. Das Innere ist durchaus weiß getüncht und hat im Schiff eine flache Decke, im Thurm ein unter der Tünche noch bemaltes Netzgewölbe; der Triumphbogen ist spitz, die Orgel steht auf der Empore des Thurmes; an dessen Südwand ist eine schöne eisenbeschlagene Holzthüre und hier sind auch, freilich stark beschädigte, auf Holz gemalte Tafelbilder angebracht, aus der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts stammend; sie stellen dar die Justitia, zu Seiten König Salomo, wie er den beiden Weibern Recht spricht,


  1. Über ein hiesiges Frauenkloster (Besold Virg. 551) verlautet nichts sicheres Urkundliches. (Mone Zeitschr. 3, 201).
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_433.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)