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Der Weinbau ging anfangs dieses Jahrhunderts ab und die Kelter wurde 1824 auf den Abbruch verkauft.

Die Gemeinde besitzt 600 Morgen vorherrschend mit Laubholz bestockte Waldungen, die jährlich etwa 50 Klafter und 3000 Stück Wellen ertragen; das Holz wird verkauft und der Erlös unter die Bürgerschaft vertheilt, überdieß erhält jeder Bürger 25 St. Wellen. Der Erlös aus dem Nutzholz mit 800–1000 fl. fließt in die Gemeindekasse. Im Gemeindewald steht die sog. dicke Eiche, deren Umfang 28′ und deren Höhe 60′ beträgt.

Die vorhandenen Allmanden werden den Ortsbürgern unentgeltlich zur Benützung überlassen.

Die Gemeinde hat 4 Morgen Güter, wovon sie 2 Morgen zu einem Hopfengarten anlegen ließ; der Ertrag aus den Gütern beträgt etwa 200 fl.

Die Rindviehzucht ist gut und bildet einen besonderen Erwerbszweig; man hält einen tüchtigen Landschlag mit Simmenthaler Kreuzung. Drei Farren, ein Simmenthaler und zwei von Landrace, sind aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist nicht von Belang, dagegen wird viel Vieh gemästet und in die benachbarten Städte abgesetzt.

Auf der Brach- und Stoppelweide lassen einige Ortsbürger und ein fremder Schäfer im Vorsommer 225–250 und im Nachsommer 400–500 St Bastardschafe laufen. Die Wolle wird in Kirchheim verkauft und der Abstoß der Schafe geschieht nach Frankreich. Die Gemeinde bezieht für die Weide etwa 400 fl. und für die Pferchnutzung 250 fl.

Schweine (halbenglische Race) werden viele gezogen und theils als Ferkel, theils aufgemästet nach Tübingen verkauft.

Die Geflügelzucht ist namhaft und erlaubt einen einträglichen Verkauf nach Tübingen; dagegen will die Zucht der Bienen nicht gelingen.

Einige Armenstiftungen sind vorhanden.

Nordöstlich vom Ort liegen im Wiesenthal 3 und auf dem sog. Hönisch 2 altgermanische Grabhügel; früher sollen hier gegen 20 Leichenhügel bestanden haben.

Der südöstliche Theil des Dorfs wird „in der Kapel“ genannt; hier stand eine längst abgegangene Kapelle, in deren Nähe man im vorigen Jahrhundert Reihengräber, welche in den Liasschiefer eingehauen waren, entdeckte.

Der nordwestliche Theil des Orts, in welchem die Kirche liegt, wird „Hauchlingen“ genannt; vermuthlich standen hier 2 kleinere

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_441.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)