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zu Lehen, und nach dem Verkauf Wildbergs an die Kurpfalz bekannte am 10. Juni 1386 Hans von Lustnau, Edelknecht, solches Lehen von dem Pfalzgrafen Ruprecht, dem jüngern, erhalten zu haben (Schmid Mon. Hohenb. 732).

An hiesiger Kirche erscheint 1274 Burcardus viceplebanus (Mone Zeitschr. 3, 220). Den Pfarrsatz verkaufte das Kloster Zwiefalten 1332 oder kurz zuvor an Berthold von Stein; der dortige Abt verschrieb sich am 17. März d. J., daß er den, an genannten Herrn verkauften Kirchensatz von dem Vogtrecht, welches darauf laste, frei machen wolle. Hans von Stein veräußerte 1356 diesen Kirchensatz samt zugehörigem Nonnenhof an den Johannitercomthur in Rohrdorf[1], dieser 1586 an Württemberg. In die hiesige Pfarrei gehörten ehemals Altenburg und Rommelsbach (s. diese).

Wenn gleich O. im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen nicht hervortritt, so ist doch wahrscheinlich, daß die Oberherrlichkeit über den Ort von ihnen – mit Tübingen selbst – 1342 an Württemberg gelangte; wenigstens war O. unter Württemberg immer ein Amtsort von Tübingen. Die Güter und Einkünfte des Klosters Zwiefalten in O. kamen durch Vertrag von 1750 an Württemberg, welches noch 1809 die hiesigen Johanniterordensgefälle inkamerirte.

Anfangs Februar 1643 überfiel hier Johann von Werth mit 2000 Reitern die französischen Regimenter von Wittgenstein und Kanofsky, warf die aufgestellten Wachen schnell über den Haufen, zündete das Dorf an und erbeutete das Gepäcke und 800 Pferde, verlor aber selbst über 100 Mann (v. Martens 435).


Pfrondorf,

Gemeinde III. Klasse mit 751 Einwohnern, worunter 1 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Tübingen eingepfarrt. 11/2 St. nordöstlich von Tübingen gelegen.

Der freundliche, fast ganz von Obstbaumwiesen umgebene Ort liegt frei und schön auf der nördlich vom Neckarthal sich erhebenden, zum Schönbuch gehörigen Hochfläche und zwar auf einem Flachrücken, der gegen Ost und West durch eine Schlucht von der übrigen Hochebene getrennt ist, und bietet, von Ferne gesehen, einen stattlichen Anblick. Ziemlich gedrängt, und nur von Gärtchen unterbrochen,


  1. In den 1460. Jahren hatte Rudolf von Fridingen den dritten Theil der Kastvogtei, des Kirchensatzes und des Zehenten zu O. zu Lehen und verwies darauf 1466 seine Frau Ottilie von Emershofen, zur Widerlegung ihrer Ehesteuer und als Morgengabe, mit 1500 fl. Cleß C, 388.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_447.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)