Seite:OATuebingen 467.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Geschosse und noch das alte Satteldach, dessen Dreiecksgiebel mit steinernen Knospen bekrönt sind. Das erste Geschoß bildet eine schöne, von einem Rippenkreuzgewölbe überspannte Vorhalle, die sich mit tiefen Spitzbögen gegen Norden und Süden öffnet, gegen Westen ist der Bogen vermauert, gegen Osten führt ein sehr schön behandeltes kraftvolles Spitzbogenportal in die Kirche; die Thüre daran hat noch das alte Eisenbeschläg. Auf dem noch bemalten Schlußstein des Gewölbes steht das Zeichen des Baumeisters zwischen l. und b. Das zweite, nur durch Schießscharten erhellte Geschoß des Thurmes ist ebenfalls gewölbt, hat ein einfaches Kreuzgewölbe und war früher eine sog. Schatzkammer; der dritte Stock zeigt vier große hübsch gefüllte Spitzbogenfenster. Das Innere der Kirche hat eine flache Decke, eine schöne neugothisch gefaßte Orgel (1865 erb. v. Goll in Kirchheim) auf der östlichen Empore und eine steinerne achteckige Kanzel, mit der Jahreszahl 1564. In ein Fenster der südlichen Wand ist ein kleines rundes Glasgemälde aus dem 16. Jahrhundert, die Himmelskönigin in Strahlen vorstellend, eingesetzt; an derselben Wand hängt ein altes Krucifix an einem im Rococostil gehaltenen Kreuzesstamme. Altar und Kanzel haben hübsche neugothische Holzgeländer. Von den zwei Glocken ist die größere schön verziert und gegossen in Reutlingen von Kurtz 1842, die andere ist sehr alt, von schöner schlanker Form und hat zur Umschrift die Namen der 4 Evangelisten in lateinischen Majuskeln. An der im Norden und Osten noch einige Fuß hohen Ringmauer des früheren Kirchhofes ist ein alter merkwürdiger Stein eingemauert, worauf eine segnende Hand und daneben zwei Sternchen ausgemeißelt sind, – es ist ein sog. Freistein.

Der jetzige Begräbnißplatz ward vor etwa 100 Jahren südöstlich am Dorf angelegt.

Das schon genannte Pfarrhaus, von dem, wie vom Thurme aus, man eine schöne Aussicht an die Alb genießt, wurde im Jahre 1837 erneuert; seine Unterhaltung hat der Staat, die der Kirche die Gemeinde.

Auch das Rathhaus, vor 40 Jahren fast von Grund aus erneuert, ist in gutem Zustande, ebenso das schöne 1840 erbaute dreistockige Schulhaus, das 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters und des Unterlehrers enthält.

Ein Armenhaus und ein Schafhaus ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern 3 laufende, in hölzernen Deucheln hergeleitete Brunnen, 3 Pump- und 1 Ziehbrunnen; Wassermangel tritt, seit in neuerer Zeit 2 Brunnen gegraben wurden, nur sehr

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_467.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)