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Sickenhausen,

Gemeinde III. Klasse mit 474 Einwohnern, worunter 3 Kath. Dorf, Filial von Degerschlacht; die Kath. sind nach Tübingen eingepfarrt. 21/2 St. östl. von Tübingen gelegen.

Der kleine Ort liegt frei und angenehm auf sanft gegen den westlichen Rand des Wieslesbachthälchens geneigter Hochfläche. Die stattlichen, oft mit schön geschnitztem Balkenwerk verzierten Häuser liegen zerstreut und unregelmäßig an den wohlgekandelten Straßen. Fast vor allen Häusern liegen zierliche Blumengärtchen, an vielen ranken Reben hinauf und die schönen Obstbaumwiesen, die rings den Ort umgeben, treten mit schattigen Baumgruppen bis an die Häuser heran. Um das freundliche ansprechende Bild des Dorfes noch zu vollenden, erscheint im Hintergrund der herrliche Zug des Albgebirges. Die kleine, mitten im Ort gelegene Kirche besteht aus einer früheren halbachteckig geschlossenen gothigen Kapelle, die jetzt den Chor bildet, und einem westlichen, durch Rundbogenfenster erhellten Anbau mit der Jahreszahl 1676. Das Innere hat durchaus eine flache Decke und ist mit Emporen stark verbaut. Unter der weißen Tünche sind noch Spuren von Fresken. Die Orgel steht im Chore; an der Südwand des Schiffes ist ein hübsches Tafelbild angebracht, Christus, Maria und Johannes, gestiftet von Schäffer, Burger allhier 1684. Der Thurm sitzt als großer hölzerner, mit vierseitigem Zeltdache bekrönter Dachreiter auf dem Westgiebel. Von den zwei Glocken ist die eine 1813 von Kurtz in Reutlingen, die andere 1814 von Neubert in Ludwigsburg gegossen. Die Baulast der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Der Begräbnißplatz liegt auf der Nordseite außerhalb des Ortes und ist 1668 angelegt worden.

Schul- und Rathhaus sind vereinigt in einem 1839 neuerbauten dreistockigen Gebäude, dessen oberster Stock für den Gemeinderath eingerichtet ist; der mittlere Stock enthält zwei Schulzimmer, im Erdgeschoß wohnt der Schulmeister. Dahinter befindet sich ein Gemeindebackhaus.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich ein starker laufender Brunnen, der am nordöstlichen Ende des Dorfes gelegene Gassenbrunnen, 7 Pump- und 12 Schöpfbrunnen; sonst hat die Markung wenig Quellen. Eine Wette ist im Ort angelegt.

Die Vicinalstraße von Tübingen nach Metzingen führt hier durch.

Die Einwohner sind gesund und kräftig und erreichen mitunter ein hohes Alter (vier sind gegenwärtig 80 Jahre und darüber alt), sie

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_471.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)