Seite:OATuebingen 486.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Familie ist im Ort, die nicht eine Kuh im Stall hätte. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig nur drei Personen. Die kleidsame Volkstracht findet man noch bei älteren Personen, während die jungen Leute sich mehr und mehr städtisch kleiden.

Die Markung ist, soweit sie für den Feldbau benützt wird, größtentheils eben und im Verhältniß zur Bevölkerung des Orts zu klein, indessen besitzen die Einwohner auf den Markungen Tübingen, Hirschau, Derendingen und Kilchberg beinahe eben so viel Güter, als die Markung Weilheim umfaßt.

Der im allgemeinen sehr fruchtbare Boden besteht meist aus Lehm, der gegen die Keuperterrasse hin etwas gebundener wird und endlich in einen starken Thonboden (Zersetzung des Keupermergels) übergeht. In der Neckarthalebene haben sich etwas schwere, dunkelfarbige Alluvionen mit kiesigem und sandigem Untergrund abgelagert, die den Wiesenbau begünstigen.

Im Walde, etwa 1/2 Stunde südlich vom Ort, befindet sich ein ergiebiger Stubensandsteinbruch und im Neckarthal eine Kiesgrube.

Das Klima ist mild, übrigens sind kalte Nebel und schädliche Frühlingsfröste wegen des nahen Neckars nicht selten, dagegen kommt Hagelschlag wenig vor, weil der Ammerberg eine Wetterscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben und verbesserte Ackergeräthe, wie der flandrische Pflug, die Walze etc. haben allgemein Eingang gefunden; auch sind die Düngerstätten zweckmäßig eingerichtet und neben dem gewöhnlichen Stalldünger und der sorgfältig gesammelten Jauche kommt auch viel Kompost und Gips in Anwendung.

Außer den gewöhnlichen Getreidearten, von denen Dinkel und Gerste am besten gerathen, baut man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Angersen, Kohlraben, Bohnen, Erbsen, Wicken, Ackerbohnen etc. Von Handelsgewächsen kommen zum Anbau viel Hanf, der häufig nach außen verkauft wird, wenig Flachs, etwas Mohn und ziemlich viel Hopfen (auf 25 Morgen). Von den Getreideerzeugnissen werden 1000 Scheffel Dinkel und 4–500 Scheffel Gerste verkauft.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert ein gutes Futter.

Weinbau wird auf etwa 30 Morgen, von denen 20 Morgen auf Tübinger und Hirschauer Markung liegen, betrieben; man pflegt rothe und weiße Elblinge, Sylvaner, Drollinger, Affenthaler und Butscheren, die einen mittelmäßigen, nicht lagerhaften, sog. Schiller liefern. Der Morgen erträgt 4–5 Eimer und der Eimer wurde in den guten Weinjahren 1857 um 60 fl. und 1865 um 55 bis

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_486.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)