Seite:OAVaihingen0134.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu Leinfelden etc. Auch die klimatischen Verhältnisse sind nicht nur dem Getreidebau, sondern auch dem Obst- und Weinbau, wie feineren Gewächsen, günstig, indem die Luft mild ist und Hagelschlag sehr selten vorkommt; dagegen erzeugen die nahen und vielen Gewässer zuweilen kalte Nebel und Frühlingsfröste, welche in tiefer gelegenen Stellen dem Obst und der Rebe Schaden bringen. Eine Wetterscheide bildet das hochgelegene Nußdorf (s. die Ortsbeschreibung unten). 1

Unter diesen günstigen natürlichen Verhältnissen, verbunden mit dem Fleiße der Einwohner, hat sich der landwirthschaftliche Betrieb auf eine erfreuliche Höhe geschwungen und zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie die Anwendung verbesserter Pflüge, der Walze, der eisernen Egge, der Repssämaschine etc., haben willkommenen Eingang gefunden. Überdieß wird durch eine reichliche Düngung, bei der außer dem gewöhnlichen Düngungsmittel auch Gyps und Compost in Anwendung kommt, dem Boden kräftig nachgeholfen. Von den gewöhnlichen Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer und Gerste; die Brache aber wird zu 3/5 vorzugsweise mit Futterkräutern (dreiblätterigem Klee und Wickenfutter), Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen und Welschkorn angeblümt. Von Handelsgewächsen zieht man Mohn, Winterreps, Zuckerrüben, Welschkorn, Hanf und etwas Cichorien. Ein Versuch mit Hopfen, den Schultheiß Sigle anstellte, war von gutem Erfolg. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens ist 8, in günstigen Jahren und auf guten Feldern bis 10 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Hafer und 3–4 Scheffel Gerste. Von den Güter-Preisen für den Morgen Acker sind die höchsten 600 fl., die mittleren 200–300 fl., und die geringsten 80 fl. Getreide wird sehr viel von auswärtigen Bäckern und Händlern im Ort aufgekauft, während von den Bracherzeugnissen Kartoffeln und Handelsgewächse nach Außen zum Verkauf kommen. Die Wiesen, durchgängig mit Wässerung, sind zweimähdig und ertragen durchschnittlich 25–30 Centner Heu und 15 Centner Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 300–400 fl.; Baumwiesen werden mit 600 fl. bezahlt. Mit vielem Fleiß und in namhafter Ausdehnung wird die Obstzucht betrieben, welche sich nicht auf Mostsorten beschränkt, sondern auch Tafelobst, wie Borsdorfer, Rainetten, Calvil etc. liefert. Von Steinobst werden viele Zwetschgen gezogen und Kirschenbäume hat die Gemeinde auf Allmanden gegen 800 Stück setzen lassen, welche, obgleich noch jung, schon eine jährliche Einnahme von 100 fl. gewähren. Mostobst wird vieles in die Nähe verkauft, und mit dem Tafelobst wird Handel nach Stuttgart und Vaihingen getrieben.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)