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wird ein großer Theil der Weinberge (etwa 1/3) zum Futterkräuterbau benützt. Die ergiebigsten Lagen sind Halden, Felsen und Mönchsberg, wo ein Morgen mit 350 fl. bezahlt wird, während in mittleren Lagen der Preis eines Morgens 250 fl. und in den geringsten nur 40 fl. beträgt. Der Wein, welcher meist in die Umgegend abgesetzt wird, kostete per Eimer im Jahr 1846: 55 bis 66 fl.; 1847: 22–34 fl.; 1848: 22–33 fl.; 1849: 16–33 fl.; 1850: 18–25 fl.; 1851: 21–26 fl.; 1852: 20–44 fl.

Die ziemlich ausgedehnte Rindviehzucht (Neckarschlag und Allgäuer Race) wird durch zwei Landfarren gepflegt, welche ein Ortsbürger gegen die Nutznießung von zwei Morgen Gemeindewiesen und jährlichen 80 fl. unterhält. Außer dem Verkauf an Stieren ist der Viehhandel unbedeutend. Die früher sehr bedeutende Schweinezucht ist in neuerer Zeit zurückgekommen, übrigens immer noch gut zu nennen, indem nicht nur die meisten Ferkel für das örtliche Bedürfniß selbst gezogen, sondern solche auch noch nach Außen verkauft werden. Es wird eine tüchtige Landrace gezogen, und diese in neuester Zeit mit englischen Schweinen gekreuzt.

Das Fischrecht in der Enz haben größtentheils Privaten, nur von der alten Burg bis zur Markung Roßwaag gehört es dem Staat, welcher es verpachtet.

Zur Förderung des Verkehrs sind Vicinalstraßen nach Roßwaag, Lomersheim, Groß-Glattbach und eine auf die Illingen-Pforzheimer Landstraße angelegt; über die zweiarmige Enz gehen zunächst am Dorf zwei auf steinernen Pfeilern ruhende hölzerne Brücken, auch führt ein 96′ langer hölzerner Steeg 1/4 Stunde östlich vom Ort über den Fluß; beide hat die Gemeinde im Bau zu unterhalten. Die Entfernung von der nächsten Eisenbahnstation Illingen beträgt 1/2 Stunde und von der östlich gelegenen Oberamtsstadt 5/4 Stunden.

Auf der Markung befindet sich ein bedeutender Lettenkohlensandsteinbruch, der vortreffliche, auch in der Umgegend gesuchte, Werksteine liefert; überdieß sind mehrere Muschelkalkbrüche und Lehmgruben vorhanden.

Allhier wurde geboren den 9. Januar 1699 Philipp Friedrich Hiller, der treffliche Dichter geistlicher Lieder, Pfarrer zu Neckargröningen 1732, in seinem Geburtsort selbst 1736, zu Steinheim (bei Heidenheim) 1748, in welch letzterem Dorfe er den 24. April 1769 verschied. Auch kam daselbst zur Welt als Sohn des zeitweiligen (1758–1787) hiesigen Pfarrers Friedrich Karl Fulda (des berühmten Sprachforschers, dessen bei Ensingen Erwähnung geschah) den 27. Dezember 1774 der gleichfalls Friedrich Karl

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)