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Orte neben Scharlachfieber), 1857/58 (Juni bis Januar, bedeutende Epidemie).

Die Wasserpocken (Varicella) kommen jedes Jahr theils sporadisch, theils als kleinere oder größere Epidemie vor; da aber die davon befallenen Kinder sich meistens fast gar nicht krank fühlen, so erhalten die Ärzte nur unvollständige Kenntniß von der Ausbreitung der Krankheit.

Die Menschenpocken (Variolae und Varioloides) sind gegenwärtig fast verschollen, da die letzte Epidemie schon vor 10 Jahren stattfand. In Folge der allgemeinen durchgeführten Kuhpockenimpfung tritt die Krankheit in der großen Mehrzahl der Fälle in der milderen Form der Variolois auf, und ist deshalb die Sterblichkeit eine geringe. Wenn sich aber die Krankheit wegen Unterlassung der Vaccination oder bisweilen wegen aus irgend einem Grunde erloschener Schutzkraft der Impfung zu vollständigen ächten Variolen entwickelt, so ist ihre Bösartigkeit und Tödtlichkeit so stark als in früheren Jahrhunderten. Im Laufe der letzten 50 Jahre wurde der Oberamtsbezirk von drei größeren Pockenepidemieen heimgesucht, zwischen welche sich das Vorkommen von einzelnen sporadischen Fällen hineinschiebt. Die erste große Pockenepidemie dauerte vom Juni 1814 bis April 1815, und ergriff die Waldorte in viel größerem Umfang als die Gäuorte; es erkrankten in Calw 48 Personen, Althengstett 2, Neuhengstett 25, Altburg 10, Weltenschwann (unbekannte Zahl), Röthenbach (unbekannt), Oberreichenbach (unbek.), Zavelstein (unbek.), Teinach (unbek.), Liebelsberg 15, Neubulach 6, Altbulach 5, Oberhaugstett 12, Martinsmoos 9, Hofstett 2, Neuweiler 17, Breitenberg 12, Oberkollwangen 2, zusammen in 13 Ortschaften 165 Personen, während von 5 Ortschaften die Zahl der Erkrankten, und von sämmtlichen die Zahl der Gestorbenen unbekannt ist. Vom Jahr 1816–1834 kamen bloß 2 sporadische Fälle, der eine in Altbulach, der andere in Holzbronn, beide im März 1832, vor. In den Jahren 1835 und 1836 häuften sich die sporadischen Fälle in verschiedenen Ortschaften dergestalt, daß sie zusammen eine kleine Epidemie bildeten; es erkrankten in Calw 8 Personen, in Liebenzell 1, Unterreichenbach 1, Ottenbronn 8, Althengstett 2, Simmozheim 7, Ostelsheim 4, wovon 1 starb, Stammheim 2, Kentheim 1, Teinach 1, Neubulach 3, wovon 1 starb, Oberhaugstett 2, Röthenbach 4, Würzbach 2, zusammen in 14 Ortschaften 46 Personen, wovon 2 starben. In den folgenden Jahren geschah das Auftreten der Pocken nur ganz sporadisch, in Hirschau bei 1 Person im Juli 1838, in Oberkollwangen bei 6 Personen vom August bis Oktober 1838, in Kentheim bei 3 im Januar 1839, in Neubulach bei 4 im April 1839, in Liebelsberg bei 4 zu derselben Zeit,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)