Seite:OberamtCalw 068.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zu öffentlichen Zwecken dienen 170 Gebäude, worunter 34 Kirchen, 5 Rathhäuser, 25 Schulhäuser, 19 Häuser, welche als Rath- und Schulhäuser zugleich dienen, 9 für Wohngebäude für Staats- und Commundiener, 17 Pfarrhäuser und 3 Spital- und Armenhäuser.

Auf 1 Wohnhaus kommen im Durchschnitt 7,3 Menschen; die meisten in Simmozheim (9,8), die wenigsten in Ernstmühl (4,0), s. Tabelle I.


B. Bauart und Material.

Die Bauart ist mit Ausnahme der Oberamtsstadt im Allgemeinen die ländliche, und zwar im östlichen Theile des Bezirks die des Württemberg’schen Mittellandes, während sich dieselbe in den übrigen Theilen mehr der in den Gebirgsgegenden üblichen Bauart nähert. In rauhen, den Winden sehr ausgesetzten Gegenden sind die Außenwände der Gebäude, wenn nicht gänzlich, doch gewiß auf den Wetterseiten mit Schindeln verkleidet, indem hier ein gewöhnlicher Verputz nicht halten würde; auch an Kirchen und Kirchthürmen ist zuweilen eine derartige Verkleidung mit Schindeln oder Brettern angewendet, was gerade keinen schönen Anblick gewährt. Dagegen nehmen sich Schindelverkleidungen an Wohngebäuden, welche häufig verschiedenartig getüncht sind, recht gut aus und tragen zur Freundlichkeit der Orte Vieles bei. Wegen des Schutzes gegen Wind und Wetter trifft man an vielen Häusern noch ziemlich weit vorstoßende Dächer, die in gedrängt gebauten Orten meist aus Ziegelplatten bestehen, während sie bei einzeln stehenden Gebäuden häufig noch mit Schindeln gedeckt sind; diese Art der Bedachung wird sich, weil sie wärmehaltender, leichter und weniger kostspielig ist, noch lange nicht ganz verdrängen lassen. Die Zimmer (Stuben) sind nicht selten sehr geräumig und sowohl an den Wänden als an den Decken getäfelt; der weit in dieselben ragende Kachelofen, zuweilen mit ansprechenden Reimchen und Bildwerk geziert, wird häufig noch getroffen. Im Allgemeinen ist der ganze Bezirk reich an schönen ansehnlichen Bauernwohnungen, welche die Wohlhabenheit ihrer Bewohner hinreichend bekunden. Die Gebäude sind beinahe durchgängig aus Tannenholz aufgeführt und mit steinernen Unterstöcken versehen, nur an älteren Gebäuden, besonders in dem östlichen Theile des Bezirks, ist zuweilen der Eichenholzbau angewendet, auch kommen einzelne ganz aus Stein erbaute Gebäude vor. Als Baustein benützt man beinahe allgemein den bunten Sandstein, und die in den obern Schichten der bunten Sandsteinformation vorkommenden Platten werden zuweilen zur

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)