Seite:OberamtCalw 122.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

fremden Truppen im Amtsbezirk; es waren die Kriegsvölker des Markgrafen Friedrich von Baden, die kurz nachher (den 6. Mai) bei Wimpfen von Tilly geschlagen wurden. Die arge Münzverwirrung während der sogen. Kipper- und Wipperzeit brachte namentlich auch der gewerbereichen Stadt Calw großen Schaden. Erst aber nach der Niederlage bei Nördlingen (den 27. August 1634) brach das Kriegselend in vollem Maße über den Oberamtsbezirk herein, mit der gänzlichen Zerstörung der Stadt Calw beginnend (s. Calw). Einige Jahre nach einander dauerten die Truppendurchmärsche und Einquartierungen fast ununterbrochen fort und hatten schwere Mißhandlung der Einwohner, Erpressungen jeder Art, Raub und Plünderungen in ihrem Gefolge. Im April 1638 plünderten die Truppen des kaiserlichen Generals Götz, zu Anfang des Jahrs 1641 und im Jahr 1645 die Kriegsschaaren des weimarischen Generals Rosen, wobei 1641 Hirschau, 1645 aber Calw und Liebenzell besonders litten. Erst mit dem westphälischen Frieden endigten sich die schweren Lasten und Leiden des Kriegs; noch 1652 fehlten in den Ämtern Calw und Liebenzell die Hälfte, im Hirschauer Klosteramt sogar zwei Dritttheile der frühern Bevölkerung.

Neue schwere Leiden brachten die Raubkriege des französischen Königs Ludwigs XIV., besonders im J. 1692, als die Franzosen nach der Besiegung des Herzogs Friedrich Karl von Württemberg bei Ötisheim (den 17. Sept. 1692) über Knittlingen und Neuenbürg ins Nagoldthal eindrangen. Liebenzell, Calw, Zavelstein und das Kloster Hirschau wurden geplündert und verbrannt und die Beute auf mehr als 100 Wagen fortgeschleppt.

Über ein Jahrhundert war verflossen, als die Franzosen von Neuem im Amtsbezirk erschienen, und im J. 1796 General Moreau, nachdem er bei Kehl den Rhein überschritten hatte, nach wiederholten blutigen Gefechten die österreichischen und deutschen Truppen über den Schwarzwald zurücktrieb. Zu Liebenzell plünderten die Truppen des General Laroche; in Calw erschienen die französischen Vortruppen am 13. Juli; am nächsten Tag folgte ihnen General Taponnier, und zwischen Alt- und Neu-Hengstett und Simmozheim kam es zu einem Vorpostengefecht, zwischen Gechingen und Stammheim wurde eine östreichische Feldwache überfallen. Am 16. Juli rückten 600 Franzosen aus dem Lager bei Calw, um die Stadt Weil anzugreifen; als sie aber von dieser Gegend her stark feuern hörten, machten sie zu Ostelsheim Halt und richteten hier durch Plünderung einen Schaden von 4508 fl. an. Am nämlichen Tag rückte General St. Cyr in Calw ein, zog aber schon am 17. Juli mit allen in der

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_122.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)