Seite:OberamtCalw 140.jpg

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gewesen war. Auch ist dieselbe längst der Hauptsitz des Holzhandels und der Flößerei. Indessen ist neben den Gewerben auch der Feldbau nicht unerheblich, indem die Einwohner nicht nur in dem Thale, sondern auch auf der Hochebene Güter besitzen; jedoch befinden sich keine eigentlichen Bauern im Ort und die Landwirthschaft wird meist nur von Bäckern, Wirthen, Metzgern, Gerbern, Fuhrleuten etc. nebenher betrieben. Die Vermögensumstände der Einwohner sind sehr verschieden, indem neben sehr reichen Kaufleuten, Fabrikanten und Holzhändlern ein minder vermöglicher Mittelstand und viele Unbemittelte getroffen werden. Die ärmere Klasse findet übrigens viele Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst in den Fabriken und bei den übrigen Gewerben; auch suchen sich Manche durch Fuhrwerken und Taglohnarbeiten ihr Auskommen zu sichern. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 50 Morgen, Mehrere besitzen etwa 30, Viele nur einige Morgen, die Meisten aber außer einem Allmandstück und 1/2 Morgen Pachtgut sonst kein Grundeigenthum.

Die ausgedehnte Markung der Stadt ist mit Ausnahme der Steilgehänge gegen das Nagoldthal und einiger Seitenthäler desselben ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der größtentheils aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins, auf den Anhöhen der rechten Nagoldseite aber theilweise aus den Zersetzungen des Muschelkalks (Wellenmergel, Anhydritgruppe und Hauptmuschelkalk) besteht.

In dem bunten Sandstein sind 4 Bau- und Werksteinbrüche angelegt, während ein Muschelkalkbruch auf dem Muckberg Straßenmaterial liefert.

Das Klima ist ziemlich mild und begünstigt noch den Anbau von feinerem Obst, Gurken, Bohnen etc.; auch die Weintraube reift in günstigen Jahrgängen an Kammerzen. Kalte Nebel und Frühlingsfröste schaden zuweilen, dagegen kommt Hagelschlag sehr selten vor.

Der Ackerbau wird dreizelglich, mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe fleißig und umsichtig betrieben. Man baut vorzugsweise Dinkel, Hafer, Gerste und in der zur Hälfte angeblümten Brache werden Kartoffeln, Wicken, Angersen, dreiblättriger Klee, Luzerne, Kraut, weiße Rüben, Kohlraben, ziemlich viel Reps, wenig Hanf und in neuerer Zeit Hopfen und etwas Tabak gezogen.

Der Ertrag eines Morgens beträgt an Dinkel 6–12 Scheffel, an Hafer 4–8 Scheffel und an Gerste 5–7 Scheffel. Übrigens reicht das Erzeugniß an Brodfrüchten nicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses, es müssen daher in namhaften Quantitäten Früchte von Außen bezogen werden. Die Preise eines Morgens

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)