Seite:OberamtCalw 153.jpg

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Mit Calw kam der Ort an Württemberg, welches 1417 und 1419 Gülten hier von den Herren von Waldeck kaufte. Nach dem Landbuch von 1623 besaß die Stadt Calw den Hof Wimberg als Erblehen, mußte jedesmal einen Lehensträger stellen, Hauptfall und Handlohn geben.

2. Die Spinnerei beim Gutleuthaus. Diese Baumwollspinnerei liegt 1/4 Stunde unterhalb der Stadt und ist Eigenthum des A. Armbruster; sie arbeitet mit 40 Personen für die Spinnerei von Stälin.

3. Der Windhof, 1/8 Stunde westlich der Stadt an der Straße nach Altburg gelegen; der Hof ist nicht bedeutend und besteht aus meist unergiebigen Feldern, die weit weniger Ertrag liefern, als die des Wimbergs. Ein laufender Brunnen liefert hinreichend Trinkwasser.

4. Tannenek (ein Name aus neuerer Zeit), 1/2 Stunde südlich von Calw im Nagoldthale gelegen, besteht aus einer Sägmühle und einer ansehnlichen Baumwollspinnerei, welche J. F. Stälin und Söhne gehören. Die Baumwollspinnerei beschäftigt über 100 Personen und setzt ihre Fabrikate, die sich jährlich auf etwa 4000 Cent. belaufen, meist in das Inland ab. Im Jahr 1857 wurde eine Arbeiterwohnung für 100 Arbeiter erbaut. (Vgl. Waldeck.)

5. Die Walkmühle[1] mit (Woll-)Spinnerei, 1/4 Stunde südlich der Stadt an der Nagold gelegen; sie ist Eigenthum der Gebrüder Kohler und beschäftigt etwa 20 Personen, welche für Calwer Fabrikanten, von denen die Wolle geliefert wird, um den Lohn arbeiten.

6. Im Krappen, ein unterhalb der Walkmühle auf der rechten Seite der Nagold gelegenes Haus, das von Arbeitern der Walkmühle und Sägmühle bewohnt wird.


Geschichtliches.

Die früheste Schreibung des jedenfalls sehr alten Namens, dessen Ursprung schon im Celtischen, auch – höchst unsicher – in „Kahl“ und „Au“ (wegen kahler Berge) gesucht wurde, ist Kalewa, 1037, Chalawa, Calwa 1075 (Wirt. Urk.Buch. – Bei Pertz Mon. 12, 246 auch Calueh geschrieben). Ihre Entstehung verdankt die Stadt der


  1. Diese Walkmühle, deren uraltes Bestehen (s. unten) für die frühe Blüthe hiesiger Wollenfabrikation Zeuge ist, war im Besitz der Tuchmacherzunft, von welcher sie vor c. 10 Jahren veräußert wurde. Damals erhielt sie mit einem Theile der Wasserkraft eine erweiterte Bestimmung, jedoch mußte der neue Besitzer die Verpflichtung übernehmen, die Walkmühle bestehen zu lassen und zu festgestellten Bedingungen den Meistern ihre Tücher zu walken.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)