Seite:OberamtCalw 179.jpg

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zu holen. Auf den Fall der Feuersgefahr sind 2 Weiher (Hülben) angelegt. Außerhalb des Orts befinden sich mehrere starke Quellen in dem kleinen Enzthal, im Ehnisthälchen und im Heselbachthälchen, welche zur Wässerung der Wiesen benützt werden.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftig gewachsene geordnete, fleißige Leute, deren Erwerbsquellen im Feldbau, Viehzucht und Arbeiten in Waldungen bestehen; ihre Vermögensumstände gehören mit wenigen Ausnahmen zu den geringeren und der größere Theil der Einwohner sucht sich durch Holzmachen und Holzschlitten durchzubringen. Als Gewerbe sind ein Holzhändler, 2 an der kleinen Enz gelegene Sägmühlen (die Agenbacher Sägmühle und die Eisensägmühle), eine Schildwirthschaft und ein Krämer zu nennen. Der namhafteste Grundbesitz beträgt 80 Morg. Felder und 80 Morg. Waldungen, der sogen. mittlere Bauer besitzt 30 Morg. Felder und 30 Morg. Waldungen. Die Taglöhner, die etwa 3/4 der Einwohnerschaft bilden, besitzen zum Theil 2–10 Morg. Felder.

Die ausgedehnte Markung, von der übrigens nur ein kleiner Theil für den Feldbau benützt wird, hat einen mittelfruchtbaren, rothsandigen, leichten Boden, der einer kräftigen Düngung bedarf. Die Luft ist sehr rein und gesund, dagegen etwas rauh und Frühlingsfröste schaden nicht selten dem Obst und andern Gewächsen; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft, welche hier ziemlich untergeordnet ist, wird fleißig und so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben. Die übliche Betriebsweise ist die Wechselwirthschaft und zur Besserung des Bodens wird außer dem gewöhnl. Stalldünger auch die Gülle, Compost und etwas Gyps angewendet; überdieß werden die Felder noch allgemein gebrannt.

Man baut vorzugsweise Hafer, Roggen, Kartoffeln, Kraut, weiße Rüben, dreibl. Klee, Flachs und Hanf. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Hafer und 4 Sr. Roggen beträgt der durchschnittl. Ertrag 4–5 Schff. Hafer und 3–4 Schff. Roggen. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 50–150 fl. Das Getreideerzeugniß reicht weit nicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses, so daß noch viele Früchte von Außen zugekauft werden müssen.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert per Morgen 20 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd; das Futter ist von den Thalwiesen nicht besonders kräftig, während das auf den Wechselfeldern erzeugte sehr gut genannt werden darf. Etwa 3/4 der Wiesen haben Wässerung. Die Wiesenpreise steigern sich von 150 fl. bis 200 fl. per Morg. Die verhältnißmäßig nicht unbeträchtliche Obstzucht beschäftigt

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)