Seite:OberamtCalw 199.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine hohe, abgeschiedene Lage auf dem Gebirgsrücken zwischen dem großen und kleinen Enzthale.

Aichelberg, dermalen der Sitz des Schultheißen, 43/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und 11/2 Stunden nordwestlich von dem Mutterort, Hünerberg (so genannt von der Auerhahnenfalz in den benachbarten Wäldern), 4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und 1 Stunde nordwestlich von dem Mutterort, und Meistern, 4 Stunden westlich von der Oberamtsstadt und 5/4 Stunden westlich von dem Mutterort.

Die Orte sind nicht groß und weitläufig gebaut. In Aichelberg befindet sich ein im Jahr 1848/49 erbautes Schulhaus, in welchem neben dem Lehrzimmer auch die Wohnung für den Schulmeister eingerichtet ist. Für die Schulgemeinde Hünerberg und Meistern ist ein Schulhaus in Meistern im Jahr 1848 angekauft worden, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers befindet. Da aber der Schullehrer abwechslungsweise 8 Tage in Meistern und 8 Tage in Hünerberg mit sämmtlichen schulpflichtigen Kindern Schule zu halten hat, so ist auch ein Lehrzimmer in Hünerberg gemiethet.

Ein Rathhaus befindet sich in Aichelberg, überdieß besteht daselbst eine Forstwarths- und in Hünerberg eine Waldschützenwohnung. Mit gutem Trinkwasser sind die Orte hinreichend versehen und nur in außerordentlich trockenen Jahrgängen tritt Wassermangel ein.

Die Einwohner, deren Vermögensumstände zu den mittelmäßigen gehören, sind theils Bauern mit geschlossenen Bauernhöfen, größtentheils aber Taglöhner und Holzmacher. Der reichste Bauer besitzt 50 Morgen Feld und 150 Morgen Wald, und der sog. Mittelmann 10 Morgen Feld und 6 Morgen Wald.

Die Landwirthschaft wird den natürlichen Verhältnissen angemessen betrieben und beschränkt sich hauptsächlich auf den Anbau von Hafer, Roggen, Kartoffeln etc. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 21/2 Schfl. Hafer und 2 Schfl. Roggen angegeben; die Preise der Äcker bewegen sich von 150–400 fl. und die der Wiesen von 100–400 fl. per Morgen. Die erzeugten Feldfrüchte reichen zur Befriedigung der Einwohner nicht hin, weßhalb noch sehr viele Früchte von Außen aufgekauft werden müssen. Die Wiesen liegen 1–2 Stunden von den Orten entfernt und können größtentheils bewässert werden; sie ertragen durchschnittlich 15 Ctr. Heu und 6 Ctr. Öhmd per Morgen.

Die Obstzucht ist wegen des rauhen Klima’s sehr gering und öfter werden die hier gepflegten späten Mostsorten nicht einmal reif.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)